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flair for Future – 33 Appelle und Ideen für eine buntere und bessere Welt

# 04/20

Wir können die Zukunft nicht vorhersehen. Aber wir können sie mitbestimmen, indem wir uns Gedanken machen und unsere Visionen teilen. „Action statt Angst“ – mit 33 inspirierenden Appellen und Ideen für eine buntere und bessere Welt aus der flair Aprilausgabe!

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Illu: flair

Mut zur Nische haben

Diese It-Bags kleiner Labels sollten Sie sich merken:

CHYLAK, Polen

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Foto: Chylak

Chylak wurde von der aus Warschau stammenden Designerin Zofia Chylak 2014 gegründet. Ihr Kunstgeschichtsstudium inspiriert die Designerin bis heute. Ihre Taschen werden aus hochwertigem italienischem Leder in Polen mit dem Fokus auf Details und qualitative Handwerkskunst hergestellt. Jedes Stück wird individuell mit einer goldenen Seriennummer versehen.

Was macht Chylak einzigartig?
„Von Anfang an war die Idee, etwas Elegantes und Modernes zu kreieren, das man jeden Tag tragen kann und das einem das Gefühl gibt, modisch und einzigartig zu sein. Gleichzeitig sollen die Taschen erschwinglich sein.“

https://chylak.com/


NUMEN, Deutschland

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Foto: Numen

Auf der Suche nach einer stilvollen Tasche, die den vielseitigen Herausforderungen des Alltags gewachsen ist, entschloss sich Nicola Cliemas 2018, das Label Numen zu gründen. Alle Taschen werden von traditionsgeprägten Familienbetrieben in Norditalien unter fairen Bedingungen von Hand gefertigt.

Was macht Numen einzigartig?
Die Liebe zum Detail. Jeder Schritt wird von Nicola Cliemas sorgfältig abgewogen. So kommt der gesamte Design-Prozess aus einer Hand und fügt sich zu ihrer Vision von Numen.

https://www.numenbags.com/


HEREU, Spanien

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Foto: Hereu

Mit der Gründung von Hereu kehrten José Luis Bartolomé und Albert Escribano zu ihren mediterranen Wurzeln zurück. Ihre Designs beginnen mit der individuellen Handschrift der Handwerker und werden von der regionalen Volkstradition, Kunst und Popkultur beeinflusst.

Was macht Hereu einzigartig?
„Wir stellen uns eine bessere Zukunft vor, in der Innovation und Tradition, das Lokale und Internationale nahtlos zueinanderfinden.“

https://hereustudio.com/


R.VERVE, Österreich

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Foto: Ana del Alcazar

Mira und Dina Rosenhek gründeten ihr Label R.Verve 2015. Es setzt sich mit Zeitlosigkeit und Eleganz auseinander, ist dabei aber sehr im Jetzt.

Was macht R.Verve einzigartig?
„Unsere Taschen sollen ein Blickfang sein, der Trägerin aber nicht die Show stehlen. Wir wollen, dass sie durch ihre Form und Funktionalität begleiten.“

https://www.rverve.com/

 

 

Haare fürs Hören tragen

Diese Frisuren passen gut zu AirPods & Co.:



MODERN GRETEL

Diese Flechtfrisur ist optimal für lange Haare, denn die bleiben fest hinter den Ohren fixiert und fallen trotzdem sanft über die Schultern. Die Haare zum Mittelscheitel teilen und beide Seiten locker flechten. Für einen romantischen Touch Blumenhaarschmuck anstecken.

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Bora Aksu / Foto: catwalkpictures

POWER PIXIE

Ein Kurzhaarschnitt ist wohl der beste Freund der AirPods. Besonders angesagt sind gerade fransige Pixie-Cuts, die den Blick auf die kabellosen Ohrhörer lenken. Je nach Kopfform wird das Deckhaar vorne länger gehalten oder ganz kurz geschnitten

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Longchamp / Foto: catwalkpictures

SLEEK BUN

Für einen hohen Dutt werden die Haare hoch am Oberkopf zusammengenommen und straff zurückgekämmt. Den Zopf zu einer Schnecke eindrehen und mit einem dekorativen Haarband befestigen. Einzelne kurze Härchen, die abstehen, mit etwas Haarspray fixieren.

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Andrew Gn / Foto: catwalkpictures

Fashion einfach selbst ausdrucken!

Die Salzburgerin Julia Körner, die bereits High-Fashion-Stücke und legendäre Hollywood-Kostüme in 3D gedruckt hat, spricht im flair-Interview über die Zukunft dieser Technologie und ihre eigene Design-Linie.

Für „Black Panther” haben Sie oscargekrönte Kostüme in 3D gedruckt, Sie haben mit Chanel und Swarovski gearbeitet, eine eigene 3D-Mode-Kollektion herausgebracht und 3D-Druck kürzlich sogar erstmals direkt auf Stoff aufgebracht. Ist 3D-gedruckte Mode kurz davor,
alltagstauglich zu werden?

In meinen Designs fokussiere ich mich auf Innovation und eine progressive Anwendung neuer 3D-Druck-Technologien. In meinen eigenen Kollektionen forsche ich, wie man 3D-gedruckte Mode tragbar designen kann. Mit der neuen Technologie, 3D-Druck direkt auf Stoff, bin ich einen Schritt weiter in dieser Richtung. Alltagstauglich ist das noch nicht, weil es sich nach wie vor um einen sehr teuren Herstellungsprozess handelt, aber einige Kunden tragen meine Designs zu speziellen Events auf dem roten Teppich oder kaufen sie als Sammlerstücke. Auf juliakoerner.com habe ich auch einen Online-Shop.

Wie fühlt es sich an, ein 3D-gedrucktes Stück zu tragen?
Die ersten Designs, die ich 2012 für Pariser Haute-Couture- Shows designt habe, waren relativ steif und mehr als Showpieces gedacht. Dabei ging es weniger um Tragbarkeit, als darum zu zeigen, was mit dieser Technologie möglich ist. Viele Designs, die folgten, waren aus einem gummiartigen Material, das flexibel ist und sich durch die Imitation von digitalen Webstrukturen wie Stoff anfühlt. In der „Island“-Kollektion von 2017 habe ich angefangen, diese Materialien mit Stoffen, Leder und Seide zu verbinden. Diese Designs tragen sich sehr angenehm, da der 3D-Druck nicht direkt mit der Haut in Berührung kommt, sondern ein Stoff dazwischen liegt.

—> weiterlesen in der April-Ausgabe!

Kunst sammeln!

Denn die sechs Künstler, die wir in der April-Ausgabe vorstellen, haben Zukunft. Hier sind drei davon:

 

ALINA BIRKNER

Zuerst sind da die Farben. Rosa, Hellblau, Purpur. Unscharf, fast flimmernd. Schwer, wieder wegzusehen, sobald man einmal anfängt, die Bilder von Alina Birkner zu betrachten. Nach dem Sehen kommt sofort das Fühlen. Denn so schwerelos Birkners Bilder auf den ersten Blick scheinen, so intensiv ist ihre Wirkung: eine Spirale, die einen regelrecht ins Bild hineinzieht, die Farben in all ihrem Leuchten. Warum springt man so auf sie an? Und wie schafft Birkner es, dass man bei alldem gleich an die ganz großen Themen denkt – an Unendlichkeit, Anfang und Ende, an Freude und die Sehnsucht danach? „Solange mich ein Bild selbst überrascht, bleibt es spannend – und das muss es auch, sonst stagniert man. Gerade als Künstlerin möchte ich stärker wahrgenommen werden, denn die Kunstwelt wird nach wie vor von Männern dominiert. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert“, sagt sie. Ist es wirklich.
https://www.alinabirkner.com/


PHILIPP MUELLER

„Bereits vor der Gründung der Galerie haben wir uns eingehend mit der Praxis aufstrebender Künstler befasst, die sich der Malerei als Medium bedienen“, sagt Kourosh Nouri von der Galerie Carbon 12 in Dubai. „Philip Mueller war für uns der ideale Künstler – jung und rau, mit einem echten Talent und malerischer Geschicklichkeit.“ Es fällt leicht, ihm recht zu geben: Die Gemälde des 31-jährigen Österreichers füllen jeden Raum sofort mit ihren Erzählungen. Und überraschen nicht nur durch ihre Dramatik, sondern auch durch Vielschichtigkeit und einen Humor, der sich mitunter erst erschließt, wenn man genau hinschaut.
https://www.carbon12.art/


MATEUSZ VON MOTZ

„Durch seine multidisziplinäre Arbeitsweise stehen Mateusz von Motz viele Türen offen. In den letzten Jahren und durch die Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern wie etwa Jürgen Teller hat Mateusz seine künstlerische Sprache perfektioniert, ist radikal in der Themenwahl, aber setzt seine Vorstellungen in ästhetisch herausragenden Skulpturenprojekten und Installationen um. Leichtigkeit und Schwere sind unzertrennliche Elemente in seinem Schaffen, er ist ein Künstler, der den Geist der Zeit versteht“, sagt Martina Pohn, Leiterin der Salzburger Galerie Haas & Gschwandtner über den polnischen Künstler, der in London und auf der Insel Usedom lebt und arbeitet. Wer sehen will, wie kraftvoll all das sich in Kunst übersetzt, geht auf seine Homepage und schaut sich erst seine Fotografien an.
http://www.vonmotz.com/
https://www.hg-art.at/

 

 

Mehr Ausdauer für die Umwelt haben: Activewear aus Innovationen und nachhaltigen Materialien

Ananas-Leder, vegane Wolle und Seide: Materialien wie diese tauchen in der Mode immer öfter auf – als nachhaltige, öko-bewusste Alternative zu herkömmlichen. Die Suche nach umweltfreundlichen, ressourcenschonenden Stoffen hat längst auch Activewear und Athleisure erfasst.

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Ecoalf / Foto: PR

Laut der Mode-Suchmaschine Lyst ist die Onlinenachfrage für nachhaltige Mode um 75 Prozent gestiegen: „Ökologisch bewusste Activewear ist einer der größten Trends, die wir für 2020 erwarten können.“ Kleine Labels liefern sich mit Branchen-Giganten ein Wettrennen um immer bessere Produkte, Themen sind dabei Recycling, Zero Waste und Umweltschutz. Ganz vorne liegen Cellulose-Textilien wie Tencel und Cupro, recycelte Nylon- und Kunststoffe sowie Bio-Baumwolle. Doch es geht noch innovativer. Bestes Beispiel: laufen auf Algen-Schuhen. Firmen von Ecoalf bis Reebok entwickeln immer trendigere Sneaker auf Algenund Pflanzenbasis wie Eukalyptusfasern, Mais, Kokos und Rizinusbohnen, die erdölhaltige Synthetik aus dem Rennen drängen. Ein Statement gegen Plastikmüll sind Laufschuhe und Swimwear aus recyceltem Ozean-Plastik und Fischernetzen, etwa von Adidas x Parley oder Speedo. Auch in Leggings und Tops aus wiederverwerteten PET-Flaschen lässt sich Sport treiben. Achtsame Yoga-Fans können mittlerweile auf Matten aus pflanzlichem Bio-Plastik, Naturkautschuk oder Wolle in Natur-pur-Outfits meditieren. Leder aus Bakterien, Früchten (z. B. „Piñatex“) und Pilzmyzel gibt es inzwischen ebenso wie Seide aus Lotos- oder Bambusfasern, die bereits Hugo Boss (Piñatex-Sneaker) und Stella McCartney gemeinsam mit Adidas verwendeten. Noch üblicher ist der sportliche Einsatz von Kaffeesatz und Rizinussamen oder -öl. Beide machen zum Beispiel Trainingshosen, Outdoorjacken oder Skikleidung fit. Der nächste Schritt wäre dann vollkommen biologisch abbau- oder recycelbare Activewear, aber Ausdauer gehört im Sport ja bekanntlich dazu.

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Adidas x Parley / Foto: PR
Reebok / Foto: PR

In den Wald gehen!

Denn die Wirkstoffe der Bäume tun nicht nur Haut und Haar, sondern auch der Psyche gut.

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Foto: Geran de Klerk via unsplash

Menschen brauchen Bäume mehr, als sie denken. Die etwa drei Billionen Exemplare auf der Erde sorgen dafür, dass lebensnotwendiger Sauerstoff in die Luft kommt. Ohne Sauerstoff gäbe es kein Leben. Abgesehen davon liefern Bäume Holz, mit dem Häuser gebaut, Möbel geschreinert und Papierprodukte erzeugt werden. Der Wald tut aber auch Körper und Seele gut, wie zahlreiche Studien belegen, denn Bäume sondern sogenannte Phytonzyden ab – Substanzen, die das menschliche Immunsystem ankurbeln. Es dürfte vor allem der Duft der Bäume sein, der die Psyche beruhigt. So ist es vermutlich kein Zufall, dass in Parfüms schon seit Jahrhunderten Holz- oder Harznoten verwendet werden. Harze schützen Bäume vor Angriffen von Insekten. Das gefällt auch Parfümeuren wie Serge Lutens, der besonders gerne mit harzigen und holzigen Duftkomponenten spielt: „Fille en aiguilles“ (also „ Mädchen in Nadeln“) ist ein gutes Beispiel: Wer sich morgens einen Spritzer gönnt, fühlt sich, als stünde er mitten in einem Tannenwald.
Schätzungsweise 60.000 verschiedene Baumarten gibt es. Entsprechend groß ist das Spektrum von Duftnoten. Düfte mit moosigen Noten werden als „Chypre“-Düfte bezeichnet, solche mit frischen Anklängen als „Fougère“. Holzdüfte sind dabei mitnichten ausschließlich Männersache. In Kombination lassen sich Holznoten überaus feminin interpretieren. „Nomade“ von Chloé ist ein aktueller Chypre-Duft, „Beau de Jour“ eine fantastische Fougère-Note von Tom Ford.
Auch Kosmetikhersteller haben den Wald längst als Ressource entdeckt. Zum Beispiel die schwedische Marke L:A Bruket, die Öl aus der Fichte mit Grapefruit versetzt und daraus wunderbar saubere Waschlotionen und Körperpflege namens „Spruce“ gemacht hat. Für die Bartpflege „Beard Wash“ und „Beard Oil“ haben die Schweden Zedernholz gewählt. Die intensiv duftenden ätherischen Öle sind seit jeher sehr effizient gegen Ungeziefer und auch für Bärte bestens geeignet. Und das „Face Mist Birch“ von L:A Bruket versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und schützt vor Umweltverschmutzung. —> weiterlesen in der April-Ausgabe!

Hier sind unsere Produkt-Tipps dazu:

 

 

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Birkenstock / Foto: PR
Chloé / Foto: PR
Looops / Foto: PR
L:A Bruket / Foto: PR
Royal Fern / Foto: PR
Schwarzwald / Foto: PR

Nur das Nötigste kaufen!

Mode lieben und ein verantwortungsvoller Mensch sein, wie geht das zusammen? Mit Minimal Shopping. Das ist viel einfacher, als man denkt.

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Eqipment / Foto: PR
Joseph / Foto: PR

Welches Kleidungsstück ist am nachhaltigsten? Logisch: Das, das es gar nicht gibt. In der Theorie scheint die Sache einfach: Wer nichts kauft, hinterlässt auch keinen ökologischen Fußabdruck. Aber man kann sich noch so sehr dafür geißeln, dass man nicht mal ein Viertel der Willenskraft einer Greta Thunberg besitzt – wir sind eben auch nur Modemenschen. Silhouetten, Schnitte und Schuhformen verändern sich, und mit ihnen unsere modischen Wünsche. Wie kann man also mit der Mode gehen und trotzdem ein verantwortungsvoller Mensch sein? Die Antwort lautet: Minimal Shopping. Bedeutet: nur das Nötigste kaufen, um den Kleiderschrank up to date zu halten. Das hört sich anstrengender an, als es ist. Sich eine neue Art des Einkaufens anzugewöhnen, funktioniert ungefähr so wie eine Ernährungsumstellung: Je mehr man sich mit dem, was man isst, auseinandersetzt, desto gesünder ist man am Ende. Und das ganz ohne Hunger. Funktioniert auch für Mode, versprochen!

Einen Anfang machen - wie diese Menschen

„Man sagt immer, dass die Zeit alles verändert, aber eigentlich muss man es selbst ändern“, sagte Andy Warhol, dem die Tate Modern in London zusammen mit dem Kölner Museum Ludwig eine Retrospektive widmet (hier geht's zur Curator's tour online). Klar, zunächst muss man sich selbst verändern. Dann wären da aber auch noch die Menschen mit den großen Visionen. In der Aprilausgabe präsentieren wir vier, die versuchen, die Modewelt zu revolutionieren.

WIR WOLLEN… TOTALE TRANSPARENZ!

Wo kommen meine Schuhe her und wer hat sie gemacht? Leonardo Bonanni und Jessi Baker wollen dafür sorgen, dass wir in Zukunft Antworten auf Fragen wie diese bekommen.

Jeder möchte lieber fair als unfair hergestellte Mode tragen, oder? In der Theorie. In der Praxis ist es bisher nämlich kaum möglich, an valide Informationen über die Produktionskette zu kommen. Und selbst wenn ein Label behauptet, nachhaltig zu arbeiten: Solange es das nicht beweisen muss, kann es uns viel erzählen. Hier kommt die Blockchain-Technologie ins Spiel, die sich für viel mehr eignet als nur für Kryptowährungshandel. Sie kann nämlich Vertrauen schaffen. Blockchains sind nichts anderes als dezentralisierte Server. Wenn eine Transaktion auf Tausenden von Servern hinterlegt wird und nicht mehr nur auf einem, kann eine Information nicht manipuliert werden – etwa darüber, wo ein Stoff hergestellt wurde. Aber auch über die Arbeitsbedingungen eines ganz normalen Textilarbeiters in seinem Betrieb. Für die Verfolgbarkeit eines Produktes hat der Italiener Leonardo Bonanni deswegen Sourcemap erfunden.
Der Schuhhersteller Vans testet sie bereits. Die Sourcemap-Applikation nutzt auch das von Jessi Baker gegründete Start-up Provenance, das Warenströme und Produktionsketten transparent machen will. Hier können Firmen ihre Angaben zum Beispiel auch von unabhängigen Stellen zertifizieren lassen. Ziel des Ganzen? Wir gehen in einen Laden, scannen das Produkt, an dem wir interessiert sind, und lernen alles über den Weg unseres Traumteils – im Idealfall sogar, wer den Knopf hergestellt hat. Ob sich die Idee durchsetzen wird, hängt übrigens von uns ab – und davon, wie eindringlich wir diese Informationen von Labels verlangen. Funktionieren kann all das nämlich nur, wenn alle mitmachen, vom großen Modehaus über seine Lieferanten bis zu dessen Sublieferanten.

WIR WOLLEN… FAST FAIRNESS!

Fast-Fashion-Ketten produzieren zu schnell zu viel und sind trotzdem (oder gerade deswegen) eine Droge für Fashionistas. Yael Aflalo will sie uns weiterhin verabreichen – aber nachhaltig.

Es ist schwer, dem Blumenkleid zu widerstehen, wenn man es sich leisten kann. Warum kann Mode nicht erschwinglich und nachhaltig zugleich sein? Das fragte sich Yael Aflalo, Gründerin des Kultlabels Reformation, vor gut zehn Jahren auch. Aus einem kleinen Shop, der Vintage-Stücke recycelte, machte sie ein Online-Label, das bezahlbare Mode in der eigenen Fabrik in Los Angeles herstellte. Immer mit dem Bestreben, den ökologischen Fußabdruck eines Kleidungsstückes möglichst gering zu halten, also zum Beispiel den Wasserverbrauch bei der Herstellung des Materials. Heute beschäftigt Reformation 500 Angestellte und schickt sich an, das neue Zara zu werden. Allerdings nur in Sachen Schnelligkeit, denn alle 30 Tage gibt es eine neue Kollektion. Die Preise sind ungefähr fünfmal höher als bei normalen Fast-Fashion-Ketten, aber immer noch weit unter denen von Luxusmarken. Wird das Unternehmen auch nachhaltig bleiben können, wenn es jedes Jahr um 60 Prozent wächst? Wir wünschen es uns.

WIR WOLLEN… KEINEN MODEMÜLL!

Die Textilbranche gehört zu den größten Umweltverschmutzern der Welt. Aber was, wenn Mode in Zukunft gar nicht mehr im Müll landen würde? Die Berlinerin Ina Budde hat da eine Idee.

87 Prozent aller hergestellten Kleidungsstücke landen auf der Mülldeponie. Das liegt zum Beispiel an Mischfaser-Materialien, die man nicht oder nur mit sehr großem Aufwand recyceln kann. Weniger als ein Prozent wird bisher wiederaufbereitet, meist in Downcycling-Verfahren. Dabei entsteht aus Polyester beispielsweise Füllmaterial. Um das Problem anschaulich zu machen: Laut eines Reports der Ellen MacArthur Foundation wird der Berg ausrangierter Textilien im Jahr 2025 das wiegen, was heute die gesamte lebende Weltpopulation auf die Waage bringen würde. Die Lösung lautet: Kreislaufwirtschaft. Stella McCartney arbeitet bereits daran und formuliert es so: „Müll wegdesignen“. Das bedeutet: Kleidungsstücke so konzipieren, dass sie am Ende wirklich recycelbar sind. Ina Budde aus Berlin hat dafür die Agentur circular.fashion gegründet: Sie und ihre Mitgründer haben eine Software entwickelt, die Labels dabei helfen soll, ihre Produkte von vornherein so zu entwerfen, dass ihre Einzelteile – vom Stoff bis zum Garn – wiederaufbereitet werden können. Sie soll den Kreislauf in Zukunft auch für Verbraucher sichtbar machen. Für diese bahnbrechende Idee gewann Budde 2019 den von H & M vergebenen „Global Change Award“, dotiert mit 300.000 Euro.

Auf Details achten!

Dass ein zweiter Blick sich oft lohnt, beweisen diese Accessoires mit kunstvollen Stickereien und Perlen-Applikationen

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Jimmy Choo via matchesfashion / Foto: PR
Chanel / Foto: PR
Dior / Foto: PR
Louis Vuitton / Foto: PR
Miu Miu / Foto: PR

Mode sprechen lassen

Immer mehr Designer drucken Statements zur Rettung des Planeten auf ihre Mode. Aber reicht es schon, schlaue Sätze vor der Brust zu tragen?

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Christopher Kane / Foto: catwalkpictures.com
Stella McCartney / Foto: Lee Whittaker; Styling: Lee Trigg


Verzweifelte Zeiten brauchen verzweifelte Oberteile. Fand die Erfinderin des Statement-Shirts, Katharine Hamnett, die in den 80er-Jahren der britischen Premierministerin Margaret Thatcher in einem Shirt mit der Aufschrift „58 % don’t want Pershing“ die Hand schüttelte (es ging um die Stationierung von Pershing- Raketen, die auch Atombomben transportieren können) und danach auf ihren T-Shirts so ziemlich jeden ökologischen Missstand in großen schwarzen Lettern anprangerte. Das finden auch immer mehr Designer, die die Forderung nach Umweltschutz auf Pullis, Jacken und T-Shirts drucken. Nach dem feministischen („We should all be feminists“ von Dior) und dem politischen Statement (der EU-Hoodie von Souvenir Official) scheint jetzt alles, was mit der Rettung des Planeten zu tun hat, die einzig mögliche Botschaft zu sein. Alberta Ferretti hat in Kooperation mit Livia Firths Öko-Fashion-Movement Eco-Age gerade eine Kollektion aus recyceltem Kaschmir und biologischer Baumwolle lanciert. „Love me“ in Form der Erde prangt auf einem Shirt, „Help me“ unter einem glitzernden Planeten. Stella McCartney kooperierte mit dem Schriftsteller Jonathan Safran Foer, dessen Buchtitel „We Are the Weather“ sie für eine Capsule Collection kurzerhand zum Designelement machte – in dem Buch geht es um die These, mit einem veganen Lebensstil das Klima retten zu können —> weiterlesen in der April-Ausgabe!

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Foto: flair
11.05.2020