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Jungdesigner Danny Reinke

Anna Voelske Photography feat. Danny Reinke's latest Collection "Let's get Lost" - Cookbook and Campaign Shoot © Pete Ruppert Studios
Models by EastWestModels: Maria W. und Jana Z.
fashionfilm by Anna Voelske; Courtesy of Pete Ruppert Photography 2015

 

© Patricia Farah, Fashionfilm
© Design Danny Reinke, "Let's get lost" 

 

Das Interview mit Danny Reinke

"Was heute angesagt ist, kann morgen verblassen und übermorgen erneut wiederkommen.
Es gibt viele Möglichkeiten zu inszenieren"

Jedes einzelne Kleidungsstück Ihrer aktuellen Kollektion „Let's get lost“ soll Träume und Gute-Nacht-Geschichten Ihrer Kindheit in den 90ern wieder aufleben lassen. Was war der Ausgangspunkt dieser Inspirationsquelle?

Ich habe lange nach einem geeigneten Thema gesucht. Als ich in Hamburg bei Closed gearbeitet habe, war ich abends oft alleine. Neue Umgebung, Freunde und Familie weit fort – da hatte ich viel Zeit über mich und meine Arbeit nachzudenken. Da war die Idee, Träume und Kindheit für meine Kollektion zu nutzen, schnell geboren.

Was ist an „Let´s get lost“ typisch Danny Reinke?

Tüll! Ich liebe es mit Tüll zu arbeiten. Das Material lässt es zu, großes Volumen zu erzeugen, was ich dann in gewünschte Formen zurechtzuschneiden kann. Auch typisch sind die vielen Rundungen und die kleinen Details wie Bubikrägen, Perlenstickereien und Volants.

Ihre Kollektionen beinhalten sowohl Männer- als auch Frauenmode. Warum haben Sie sich dafür entschieden beides zu machen und welche Linie entwerfen Sie lieber?

Männermode ist immer mehr im Kommen und wird experimenteller. Deshalb ist es auch für mich ein Anreiz Männerkollektionen umzusetzen, auch wenn Womenswear deutlich einfacher zu designen ist, weil man mehr Möglichkeiten hat. Meine Ausbildung an der FahModa legte den Fokus stark auf Frauenmode, doch bei meiner Abschlusskollektion hatte ich komplett freie Hand und hatte mich das erste mal dafür entschieden Männer- und Frauenmode zu entwerfen. Seither fasziniert mich beides.

Worauf legen Sie bei Ihren Entwürfen am meisten Wert?

Mir ist in erster Linie wichtig meine Ideen so umzusetzen, wie ich es mir ausdenke. Dabei möchte ich mich auf keine Richtung versteifen, sondern so viel wie möglich ausprobieren. Es gibt immer mehr tragbare Elemente in meinen Kollektionen. Generell kommt man um tragbare Elemente aus wirtschaftlichen Aspekten nicht herum. Langfristig möchte ich dabei einen Mittelweg finden. Wie so oft macht es am Ende der richtige Mix.

Haben Sie bereits Pläne oder Vorstellungen für Ihre kommende Kollektion?

Ideen für eine neue Kollektion habe ich irgendwie immer, nur muss ich die vielen Eindrücke zuerst ordnen, um auf ein Kernkonzept zu kommen. Momentan bin ich noch in der Phase, in der ich Inspirationen sammle und aufschreibe. Zu viel will ich nicht verraten. Aber es wird vermutlich rot. Oder doch violett. Ich weiß es noch nicht.

Tragen Sie auch Teile aus Ihrer eigenen Kollektion?

Ja klar, Politiker wählen sich doch auch selbst. Ich trage hin und wieder meine eigenen Entwürfe wie beispielsweise den blauen Mantel aus meiner jetzigen Kollektion.

Wie würden Sie Ihren eigenen Kleidungsstil beschreiben?

Bequem! Am liebsten Oversize Pulli und Sneaker.

Was war das erste Kleidungsstück, das Sie entworfen haben?

Offiziell ein furchtbares, fliederfarbenes Abendkleid bei einem Projekt auf einer nachmittäglichen Kunstschule. Da war ich 13 Jahre alt.

Gab es für Sie in den vergangenen Jahren je die Option beruflich einen anderen Weg einzuschlagen?

Nein, nie.

Gäbe es eine Alternative, falls Ihre Karriere in der Modebranche scheitern sollte?

Für mich gibt es keine andere berufliche Alternative. Ich will Mode machen und ich werde Mode machen. Auch wenn es nichts großes werden sollte, werde ich in meinem Kämmerchen an meiner Nähmaschine sitzen und Mode entwerfen.

Was ist Ihr größter Traum für Ihre Karriere?

Immer die Freiheit haben, das zu machen, was ich mir in den Kopf gesetzt habe.

 

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Deutschland ist in Sachen Mode nach wie vor weit hinterher, auch wenn es um Mode-Retail geht. Dementsprechend ist es gerade für Jungdesigner sehr schwer Fuß zu fassen und Karriere zu machen. Wie geht es Ihnen damit?

Eigentlich hat man nur drei Optionen. Zum Einen kann man versuchen bei einem Label unterzukommen und dort sein Glück zu suchen. Etablierte Marken haben auch ihre Vorteile, vor allem das geregelte Einkommen. Zum Anderen kann man versuchen sein eigenes kleines Label aufzubauen und schauen wohin es sich entwickelt. Die Vernünftigen wählen die dritte Option und machen einfach etwas anderes.

Generell ist Deutschland ein hartes Pflaster in der Welt der Mode.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Leider manifestiert sich das Bild bei mir auch immer mehr. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Italien haben die Menschen ein anderes Bewusstsein und nehmen Mode ganz anders wahr. In Deutschland herrscht noch die Mentalität „Hauptsache billig und viel!“. Aber auch hier sehe ich einen Wandel. Nach und nach besinnen sich immer mehr Menschen darauf, hochwertige und gut verarbeitete Kleidungsstücke, die unter fairen Bedingungen entstanden sind, zu realistischen Preisen zu kaufen. Ein Trend von dem junge Designer wie ich profitieren.

Was halten Sie grundsätzlich von deutscher Mode?

Deutsche Mode hat Potenzial und genauso ihre Macher. Es gibt viel Talent in Deutschland, was nicht immer gewürdigt wird. Im Grunde ist für jeden etwas dabei, wenn er denn eine ungefähre Vorstellung hat und bereit ist, dafür Geld auszugeben. Dabei entstehen viele Nischen, die von Labels gefüllt werden können.

Mit welcher Modemetropole identifizieren Sie sich am stärksten?

Ich bin ein Fan von London und der englischen Mode. Klassisch-elegante englische Mode mit Karo-Anzügen, Regenschirm, ein bisschen Mary Poppins und alles was dazugehört. Ich mag aber generell die Stadt und die Mentalität der Londoner. Momentan sehe ich mich aber noch in Berlin, London muss warten.

Wenn Sie sich einen Mentor aussuchen könnten, wer wäre das?

Ich denke, das wären dann McQueen und Galliano. Nicht weil ich ein großer Fan von den beiden bin, sondern eher weil ich sie dafür bewundere, was sie in der Mode erreicht haben. Für mich sind es Revolutionäre, die die Mode verändert haben. Von beiden kann man einiges lernen.

Haben Sie eine persönliche Fashion-Ikone?

Vielleicht eine Mischung aus Iris Apfel, Kate Moos und Austin Powers.

Wie empfinden Sie den Instagram-Hype in der Modebranche?

Generell ist Instagram eine Möglichkeit seine Arbeit einer breiteren Masse zu präsentieren. Das haben auch schon große Marken erkannt. Diese haben ganz andere Budgets und nutzen die aufkommenden Verkaufsangebote gnadenlos aus. Für mich ist es neben meiner Website und Facebook einer der Kanäle, auf denen ich hin und wieder auf meine Arbeit aufmerksam mache. Langfristig werden noch viel mehr Leute über Instagram und somit über ihr Smartphone Dinge kaufen. Da sehe ich ein großes Potenzial, auch für kleine Labels.

Was bedeutet Ihnen Mode?

Momentan ist Mode mein Leben. Ich kann mich darin vollkommen ausleben und meine Inspirationen ausdrücken. Mich fasziniert die Vielseitigkeit und die Schnelllebigkeit. Was heute angesagt ist, kann morgen verblassen und übermorgen erneut wiederkommen.
Es gibt viele Möglichkeiten zu inszenieren und mir wird dabei nie langweilig.


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Text: Anastasia Kempf

Ein Rohdiamant der Modewelt

Es gibt sie wirklich noch – diese Rohdiamanten der heutigen Modewelt, deren Werdegang man mit Spannung verfolgt und beobachtet, wie sie sich von Saison zu Saison mehr und mehr zum Juwel entwickeln. flair traf sich mit Danny Reinke, einem dieser ungehobenen Schätze und Szene-umjubelten Jungdesigner zum Interview. Jetzt präsentieren wir exklusiv seine aktuelle Kollektion „Let´s get lost“ und erfragen ein paar wissenswerte Details.

 

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Danny Reinke

Danny Reinkes Kollektionen sind der Inbegriff und das Spiegelbild konzeptioneller Kreativität, individueller Freiheit und persönlicher Leidenschaft – das Zeug zum Juwel besitzt er eindeutig. Künstlerische Statements setzt der gebürtige Mönkebuder durch die Fusion von avantgardistischen Streetstyle-Elementen, opulenter Couture und klaren Strukturen. Das Ergebnis ist eine Komposition aus Originalität, Individualität die in einer Einheit mit Tradition und echter Handwerkskunst einhergeht. Mit einem Hauch Nostalgie und raffiniertem Eklektizismus rundet der 23 Jährige das Schaubild seiner Kollektionen gekonnt ab.  

Der FahModa-Absolvent steht mehr als offensichtlich am Anfang einer vielversprechenden Karriere. Erneut stellt der Experimentierfreudige, der bereits Preise wie den „European Fashion Award – FASH 2014“ gewann, sein Talent unter Beweis. Seine aktuelle Winterkollektion „Let´s get lost“ inszeniert er in Kollaboration mit Regisseurin Patricia Farah und begibt sich auf eine filmische Traumreise in einen Märchenwald. In Zusammenarbeit mit Fotografin Anna Voelske kreiierte er sein Lookbook und das Making-Of.
flair gewährt Ihnen exklusive Einblicke!

20.11.2015