„Das ist genau die Modewelt, von der ich immer geträumt habe“
40 Jahre nach Helmut Lang wird wieder ein Mode-Wunder aus Wien gefeiert: der 35-jährige Arthur Arbesser, der neben seiner eigenen Marke auch die kreativen Geschicke von FAY lenkt. flair hat den sympathischen Designer in seinem Mailänder Atelier besucht. Lesen Sie das ganze Interview in der Dezember/Januar-Ausgabe!
Der Himmel über Mailand gibt sich an diesem Morgen alle Mühe, den Spaziergänger von der Schönheit jeder Fassadenfuge zu überzeugen. Ob geschmiedete Balkonbrüstung, Wasserspeier oder Bauzaun – jeden Blickwinkel retuschiert die Sonne mit einer Dosis gleißendem Goldgelb. So auch die historische Piazza Sant’Ambrogio, auf die man vom Fenster in Arthur Arbessers kleinem Büro schaut.
Währenddessen faucht die Kaffeemaschine in der kleinen Pantry vor sich hin. „Ich hoffe, du verträgst so eine Brühe, wir haben uns schon daran gewöhnt“, grinst der junge Designer entschuldigend. Milch sei auch aus. Verlegen rauft sich Arbesser den wilden Schopf. Wie ein Modestudent, der seine Zeichnungen vergessen hat und nun eine Dozentin beschwichtigen muss. Ein Student allerdings, der auf eine steile, mittlerweile zwölfjährige Karriere in der Fashion-Metropole Mailand zurückblicken kann und spätestens durch seine Berufung an die Designspitze des Labels Fay weiter in den Fokus der Branche gerückt ist. Sein Debüt dort feiert er im Januar bei den Herrenschauen, die Damen folgen wenige Wochen später.
Dich begeistern ganz offensichtlich die Oberflächen unserer zweiten Haut, der Mode. Warum?
Was den Schnitt betrifft, halte ich mich an klassische Vorbilder, etwa Schuluniformen, Arbeitsoveralls von japanischen Gärtnern in Parkanlagen, Matrosenkleidung. Stile, die sich über lange Zeit bewährt haben.
Und durch Stoffauswahl und Oberflächenveredelung sowie Farben und behutsame Modernisierung wird es dann modern. Nun ist meine Mode im guten Sinne konservativ, aber auch das fällt eben auf, wenn es rechts und links von mir immer verrückter wird.
Bei Armani habe ich Stoffe zu schätzen gelernt, die Liebe für das Material, das Reingreifen,man war aktiv bei der Stoffauswahl beteiligt. In der Stoffherstellung, in den Webereien, Druckereien, Strickereien, diese Energie und Passion überträgt sich dann.