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Die Paris Fashion Week Spring/Summer 2026 im Recap

Vom 23. September bis 1. Oktober 2025 fand in der französischen Hauptstadt die Paris Fashion Week Spring/Summer 2026 statt. Designerinnen und Designer aus aller Welt präsentierten dort ihre Entwürfe für die kommende Saison und gaben einen vielfältigen Ausblick auf Formen, Farben und Materialien des nächsten Sommers. Zwischen etablierten Modehäusern und neuen Talenten zeigte sich erneut, wie breit das Spektrum der Pariser Mode ist – von klassisch und elegant bis hin zu experimentell und alltagstauglich. Damit bestätigte die Fashion Week einmal mehr ihre Rolle als wichtiger Taktgeber für Trends und kreative Entwicklungen in der internationalen Modewelt.

Text: Jessica Haberl / Fotos: Labels

Chanel

Mit der Chanel Spring/Summer 2026 Kollektion leitete Matthieu Blazy eine neue kreative Ära für das Modehaus ein. Seine erste Kollektion für Chanel verband die historischen Codes der Maison mit einer modernen, kosmopolitischen Energie und fügte sich zum neuen Universum von Chanel. Unter einem szenografischen Nachthimmel entfaltete Blazy eine Kollektion in drei Kapiteln. „Un Paradoxe“ setzt auf maskulin inspirierte Hemden-Hosen Kombinationen, so wie sie einst Gabrielle Chanel von ihrem Partner Boy Capel ausgeliehen hat und trug. Chanel kooperierte mit dem französischen Hemdenmacher Charvet und kombinierte dazu Anzugjacken und Chanel Tweed. Für „Le Jour“ dekonstruierte Blazy ikonische Stücke – zerknitterte 2.55-Taschen, fransige Tweeds, handbemalte florale Drucke und grafische Schwarz-Weiß-Linien. Schließlich öffnete „L’Universel“ den Blick in die Zukunft: Die typischen Tweedstrukturen wurden mit transparenten Stoffen weiterentwickelt, während Schmuckstücke aus barocken Perlen, Glasplaneten und emaillierten Ketten kosmische Leichtigkeit schufen.

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Foto: Chanel
Foto: Chanel
Foto: Chanel
Foto: Chanel
Foto: Chanel
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Dior

Die Dior Spring/Summer 2026 Kollektion markierte das mit Spannung erwartete Debüt von Jonathan Anderson als neuem Creative Director – und mit ihm einen frischen, intellektuellen Blick auf das Erbe des Hauses. Anderson präsentierte in Paris eine Kollektion, die Dior zwischen Tradition und Avantgarde neu verortete. Klassische Elemente wie die Bar-Jacke oder der Faltenrock wurden durch skulpturale Volumen und versetzte Proportionen neu interpretiert. Transparente Schichten trafen auf strukturierte Stoffe, Schleifen und florale Applikationen wurden zu grafischen Statements. Die Farbpalette blieb bewusst reduziert – Elfenbein, Schwarz, Blush und vereinzelt leuchtendes Rotunde Grün  – um die architektonische Klarheit der Silhouetten zu betonen. Übergroße Schleifen und historische Hüte komplettieren die Looks. Mit diesem Debüt gelang Anderson eine präzise Balance zwischen Dior’s ikonischer Eleganz und einer modernen, konzeptuellen Sinnlichkeit.

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Foto: Dior
Foto: Dior
Foto: Dior
Foto: Dior
Foto: Dior
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Louis Vuitton

Die Louis Vuitton Women’s Spring/Summer 2026 Kollektion wurde im Musée du Louvre gezeigt – in den ehemaligen Sommerappartements von Anna von Österreich, Königin von Frankreich – und verstand sich als Hommage an die Intimität als höchste Form des Luxus. Nicolas Ghesquière präsentierte eine Kollektion, die die Grenzen zwischen öffentlichem Auftritt und privatem Sein verwischte und das „sich für sich selbst kleiden“ zum zentralen Thema erhob. Die Stücke spielten mit der Ästhetik häuslicher Kleidung – feine Morgenmäntel, fließende Seidenkleider und Korsagen – neu interpretiert in strukturierten, modernen Silhouetten. Transparente Schichten, zarte Stickereien und luxuriöse Materialien wie Taft, Satin und Spitze verbanden Sinnlichkeit mit architektonischer Präzision. Begleitet von Cate Blanchetts Rezitation aus „This Must Be the Place“ von David Byrne, wurde die Show zu einer stillen Feier des Lebens, der Individualität und der intimen Freiheit, die Mode verkörpern kann.

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Foto: Louis Vuitton
Foto: Louis Vuitton
Foto: Louis Vuitton
Foto: Louis Vuitton
Foto: Louis Vuitton
Foto: Louis Vuitton

Miu Miu

Die Miu Miu Spring/Summer 2026 Kollektion von Miuccia Prada, betitelt At Work, widmete sich dem Thema Arbeit als Ausdruck von Würde, Fürsorge und Selbstbestimmung. Inspiriert von den Fotografien von Dorothea Lange und Helga Paris erforschte die Kollektion die Realität weiblicher Arbeit zwischen Fabrik, Klinik und häuslicher Sphäre. Das Schürzenmotiv wurde dabei zum zentralen Symbol – zugleich utilitaristisch und dekorativ, stark und zart. Materialien wie industrielles Drillgewebe, Leder, Baumwollpopeline und Seidencloque verbanden Funktionalität mit feiner Handwerkskunst. Schuhe und Taschen aus kräftigem Leder spiegelten Robustheit und Zweckmäßigkeit wider, während Rüschen – als archetypisch weibliches Detail – Stärke und Verletzlichkeit zugleich ausdrückten. In der Kulisse des Palais d’Iéna, das in eine abstrakte Arbeitslandschaft mit Formica-Tischen verwandelt wurde, entstand eine kraftvolle Reflexion über die gesellschaftliche Wahrnehmung von Arbeit, Weiblichkeit und Wert.

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Foto: Miu Miu
Foto: Miu Miu
Foto: Miu Miu
Foto: Miu Miu
Foto: Miu Miu
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Celine

Die Celine Spring/Summer 2026 Kollektion wurde begleitet von einem Brief von Michael Rider der als poetisches Manifest der Show fungierte. Die Kollektion präsentierte sich als Fortsetzung der vorherigen Saison – ein fließender Übergang, bei dem die Models, so Rider, „einfach weitergingen und die Jahreszeiten sich änderten“. Die Kollektion reflektierte Celines Wesen zwischen Understatement und Verführung, zwischen diskretem Luxus und sommerlicher Sinnlichkeit. Klare Linien und minimalistische Schnitte trafen auf transparente Stoffe, leichte Lederteile und strukturierte Tailoring-Elemente. Der Fokus lag auf Bewegung und Erinnerungen – Kleidung als Begleiter des Lebens, nicht als Inszenierung. Mit sonnengebleichten Farbtönen, kühlen Metallic-Akzenten und subtiler Nostalgie gelang Celine eine poetische Balance aus Beständigkeit und Momenthaftigkeit, die das Wesen des modernen Sommers einfing. 

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Foto: Celine
Foto: Celine
Foto: Celine
Foto: Celine
Foto: Celine
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Zimmermann

Die Zimmermann Spring/Summer 2026 Kollektion mit dem Titel „Kindred Spirit“ war eine farbenfrohe Hommage an die kreative Freiheit und Gemeinschaft der 1970er Jahre. Nicky Zimmermann ließ sich von der Künstlerkolonie in Lavender Bay bei Sydney inspirieren – einer Generation von Freigeistern, die sich gegenseitig zu mutigem Ausdruck und Lebensfreude anregten. Diese Energie übersetzte sie in fließende Silhouetten, psychedelische Blumenprints und leuchtende Tie-Dye-Muster. Blockfarbene Cotton-Drill-Looks, superflared Pants und Jacken mit betonter Taille standen im Kontrast zu organzaartigen Volumenröcken und raffinierten Spitzen in kräftigen Farben. Ein Highlight war die neue „Super-Fluff“-Textur aus mehrfach geschichtetem Organza, die den Kleidern Bewegung und Leichtigkeit verlieh. Die Accessoires griffen den 70s-Spirit mit Holzplateaus, Patchwork-Taschen und goldenen Schmuckstücken in Form australischer Flora und Koalas auf.

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Foto: Zimmermann
Foto: Zimmermann
Foto: Zimmermann
Foto: Zimmermann
Foto: Zimmermann
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Thom Browne

Die Thom Browne Spring/Summer 2026 Kollektion führte das Publikum in ein futuristisches Universum zwischen klassischem Tailoring und außerirdischer Fantasie. Unter dem Motto „Hello, Earthlings” inszenierte Browne in Paris eine Show, die traditionelle Maßarbeit in neue, surreale Dimensionen überführte. Anzüge und Blazer erhielten durch nach vorn gedrehte Schultern und ausgestellte Säume neue, fast skulpturale Proportionen. Drop-Waist-Röcke, verkürzte Cricket-Sweater und überlagerte Falten betonten Brownes Sinn für Struktur und Bewegung. Materialien wie Tweed, Seersucker, silberne Metallringe und Pailletten-Tüll reflektierten Licht wie Signale aus einer anderen Galaxie. Trotz aller Extravaganz blieb das Herz der Kollektion klar: präzises Tailoring als universelle Sprache, ein „Uniformsystem“ für alle Lebensformen – menschlich oder nicht. 

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Foto: Thom Browne
Foto: Thom Browne
Foto: Thom Browne
Foto: Thom Browne
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Foto: Thom Browne

Akris

Die Akris Spring/Summer 2026 Kollektion von Albert Kriemler war eine Hommage an den amerikanischen Künstler Leon Polk Smith und seine radikale Farb- und Formensprache. Inspiriert von Smiths „Hard Edge“-Abstraktionen verband Kriemler geometrische Präzision mit sinnlicher Leichtigkeit – Linien, Farben und Materialien verschmolzen zu einer neuen Essenz des Minimalismus. Streng geschnittene Jacken und Kleider in Vermillion, Lapisblau und Ecru trafen auf fließende Organza-Schichten, Drapé-Strick und Trapez-Stickereien, die Bewegung und Struktur zugleich betonten. Die Kollektion zeigte Akris’ unverkennbare Balance zwischen Architektur und Intuition – puristisch, aber nie reduziert. Taschen wie die „Alice Bag“ aus Satin und Pferdehaar sowie Gürtel in geometrischen Formen setzten klare Akzente. Die Kollektion wurde zu einer visuellen Komposition aus Farbe, Linie und Licht in Bewegung.

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Foto: Akris
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Foto: Akris
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Victoria Beckham

Die Victoria Beckham Spring/Summer 2026 Show im Pariser Val-de-Grâce war eine intime Reise durch Erinnerung, Jugend und Identität. Inspiriert von Beckhams eigenen Fotografien aus der Zeit ihres Erwachsenwerdens reflektierte die Kollektion den Moment, in dem Mode zum Ausdruck des Selbst wird – zwischen Unsicherheit, Neugier und Experiment. Zarte Slipdresses aus Jacquardspitze, Organza und gebondeten Stoffen wirkten bewusst zerknittert, als wären sie gerade aus einem Kleiderschrank entnommen. Transparente Unterkleider, Camisoles und Plissé-Elemente verbanden romantische Nostalgie mit präziser Konstruktion. Oversized-Parkas, verwaschene Denim-Looks und strukturierte Blazer griffen das Gefühl von „Hand-me-downs“ auf – Kleidung, die Geschichten trägt. Die Farbpalette aus Sand, Koralle, Aquamarin und Nebelblau spiegelte das Thema des Übergangs wider. Die Kollektion bildet eine poetische Reflexion über das Erwachsenwerden – über die Freude, sich durch Kleidung neu zu entdecken. 

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Foto: Victoria Beckham
Foto: Victoria Beckham
Foto: Victoria Beckham
Foto: Victoria Beckham
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Jean Paul Gaultier

Die Jean Paul Gaultier Spring/Summer 2026 Kollektion markierte das mit Spannung erwartete Debüt von Duran Lantink als Creative Director und trug den Titel „JUNIOR“ – eine Hommage an die gleichnamige Kultlinie aus den späten 1980er-Jahren. Präsentiert in den Untergeschossen des Musée du Quai Branly in Paris, verband Lantink Gaultiers anarchischen Geist mit seiner eigenen progressiven Vision. Die Kollektion zeigte verzerrte Klassiker: Marinière-Streifen wurden zu optischen Täuschungen, Tattoo-Prints erhielten dreidimensionale Strukturen, und asymmetrische Schnitte spielten mit Proportionen und Illusionen. Farblich dominierten Gaultier-typisches Bordeaux, Senfgelb, Blau und Grau, kombiniert mit glitzernden Akzenten und expressivem Schmuck. Die Kollektion feiert jugendliche Rebellion, Körperfreiheit und die Lust am Verwandeln. Lantink schuf damit eine Neuauflage des Gaultier-Erbes – lebendig und zeitgemäß. 

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Foto: Jean Paul Gaultier
Foto: Jean Paul Gaultier
Foto: Jean Paul Gaultier
Foto: Jean Paul Gaultier
Foto: Jean Paul Gaultier
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09.10.2025