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GNTM-Finalistin Martina im flair-Interview

Gemodelt hat Martina Gleissenebner-Teskey schon, als sie 20 Jahre alt war. Dementsprechend viel Expertise hatte die mittlerweile 50-jährige, als sie sich Anfang 2022 zusammen mit ihrer Tochter Lou-Ann bei der deutschen Casting Show Germanys Next Top Model (GNTM) bewarb – da konnte sie noch nicht ahnen, das sie es beide bis ins Finale
schaffen würden.

Aber auch wenn am Ende ihre Tochter den Titel holte, möchte die Wienerin die Erfahrungen trotzdem auf keinen Fall missen. Denn durch ihren Auftritt im Fernsehen sind viele Brands auf sie aufmerksam geworden; aktuell steht sie z.B. für die Herbst/Winter-Kampagne von Marc Cain vor der Kamera. flair hat ihr dazu ein paar Fragen gestellt.

Fotos: Marc Cain

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Foto: Marc Cain

Du hast bereits früher gemodelt – Was hat sich in der Model-Welt verändert?
Früher ging es tatsächlich nur um eine bestimmte Art standardisierten Aussehens. Da hatte Modeln vor allem etwas mit den zu dem Zeitpunkt richtigen Maßen und dem richtigen Look zu tun. Heute ist die Modelwelt nicht nur vom Look her vielfältiger und bunter geworden, sondern es ist immer mehr eine Kombination aus Persönlichkeit und Selbstausdruck, vor allem in Werbung und Fotografie. Auf dem Runway überwiegen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit – aber auch aus Gründen der Inszenierung – wohl immer noch gewisse Standardmaße. Ganz grundsätzlich ist „das Model“ heute weniger Objekt, mit dem „gemacht“ wird, als vielmehr Subjekt, dem eine wesentliche Rolle im kreativen Prozess zukommt.
 
Gibt es etwas, das Dir am Model-Biz nicht gefällt bzw. Von dem Du denkst, dass es sich ändern sollte?
So, wie ich es aktuell persönlich erlebe, gefällt es mir ohne Einschränkungen. Man darf sich aber keinen falschen Hoffnungen hingeben und meinen, dass jede*r Model werden kann, der oder die das möchte. Ich glaube schon, dass dieser Beruf – wie jeder andere – gewisse Voraussetzungen und Kompetenzen benötigt, um erfolgreich gelebt werden zu können. Denn letztlich geht es immer um Werbung und Marketing, um Verkauf also – egal, ob es sich um Produkte oder Ideen handelt – und das muss man erstens wollen, zweitens können und drittens trotzdem auch der Typ sein, den die jeweilige Zielgruppe ansprechend findet.
 
Kate Moss meinte ja mal, sie wolle kein Vorbild sein. Wie sieht das heute aus? Ist so eine Aussage in Zeiten von Social Media noch möglich?
Ich habe mich ja selbst mit der Aussage bei GNTM beworben, dass ich einfach nur mehr Spaß haben und meine Leidenschaft leben möchte, aber ich nicht teilnehmen will, um für irgendjemanden Vorbild zu sein. Ich durfte aber auch erkennen, dass ich für viele Menschen trotzdem zum Vorbild wurde – egal, ob das mein Plan war oder nicht. Und das hat mich gelehrt, dass du eben immer Vorbild bist, wenn du in der Öffentlichkeit stehst, egal ob Social Media, TV oder Print. Deine Aufgabe und Pflicht ist es dann, dafür zu sorgen, dass du ein gutes Vorbild bist. Und dieser Aufgabe stelle ich mich gerne.

  • Foto: Marc Cain Foto: Marc Cain
  • Foto: Marc Cain Foto: Marc Cain
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Warum war die Teilnahme bei GNTM für Dich so wichtig? Sowohl persönlich als auch beruflich?
Was kaum jemand vermuten würde, ist, dass ich meine Teilnahme an GNTM tatsächlich als wichtigen Baustein meiner persönlichen Entwicklung betrachte. Ich habe so unsagbar viel gelernt, auch über mich selbst! Egal, ob es nun darum ging, viele Wochen sehr eng mit anderen, größtenteils viel jüngeren Frauen zusammen zu leben, oder ob es um persönliches Energiemanagement ging, oder darum, wie ich es schaffte, mein Image selbst zu gestalten, obwohl der Sender die Dramaturgie der Show schrieb. Letzteres war für mich wesentlich, weil meine Teilnahme für mich als Selbstständige natürlich das Risiko barg, mich lächerlich zu machen. So aber hat sich mein Tätigkeitsfeld genau um die Komponenten erweitert, die ich mir gewünscht habe – nämlich das Modeln und damit die Möglichkeit, mich selbst kreativ auszudrücken.

Du bist für viele Frauen ein Vorbild. Was rätst Du anderen Frauen um ihnen Mut zu machen?
Denk immer dran: Du hast nur dieses eine Leben und wenn du es nicht so lebst, wie du es dir vorstellst, dann bekommst du die Chance nie wieder. Ganz unabhängig davon, ob jemand an Wiedergeburt glaubt oder nicht – dieses Leben haben wir nur jetzt. Und indem es dir geschenkt wurde, hast du auch das Recht, es so zu leben, dass du es als Geschenk empfindest. Der Mut kommt außerdem mit dem Tun. Deshalb einfach mal den ersten Schritt machen und erkennen, dass alles gut geht. Dann fällt der nächste Schritt schon leichter.
 
Du hast eine Kampagne zusammen mit Marc Cain geshootet – was blieb Dir davon in Erinnerung und was verbindet Euch?
Mir bleiben immer die Begegnungen mit Menschen in Erinnerung. Und dieser Tag war so toll – voller Wertschätzung, Professionalität und dem Blick fürs Detail und dabei immer von einem Gefühl von Leichtigkeit getragen. Ich finde, daran erkennt man Menschen, die Erfolg haben, weil sie gut sind, in dem, was sie machen: sie machen alles mit Leichtigkeit. Nach neun Stunden Arbeit war ich energiegeladener als davor. Dasselbe Gefühl hatte ich auch beim Marc Cain - Store-Event in Stuttgart. Abends war ich einfach nur sehr happy. Dies sind Erinnerungen, die mich auf immer mit der Marke verbinden – abgesehen davon, dass Marc Cain ganz mein Stil ist.


  • Foto: Marc Cain Foto: Marc Cain
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Wie gibt Mode Dir Kraft?
Dadurch, dass jedes Kleidungsstück auch eine bestimmte Persönlichkeit und Energie hat, wähle ich meine Kleidung immer so, dass sie mir Kraft gibt und genau das in mir stärkt und hervorbringt, was ich an einem bestimmten Tag oder für eine bestimmte Situation brauche. Mode hilft mir auf diese Weise, mich immer bestmöglich zu fühlen und zu zeigen. Das finde ich einfach großartig.
 
Du kommst aus Klosterneuburg – verrätst Du uns (und unseren österreichischen LeserInnen) deine liebsten Spots in Wien und Umgebung?
Ich liebe zwar die Natur, aber meine Seele ist in der Stadt zuhause – dort, wo das Leben pulsiert, wo sich der Mensch mit seiner ganzen Schöpferkraft ausdrückt. Und daher liebe ich alles, wo die Schönheit von Architektur und die möglichst internationale menschliche Vielfalt aufeinandertreffen. Wie z.B. im 1. Bezirk, den ich als ganzen einfach liebe, weil er ehrwürdige Noblesse und internationales Flair verbindet. Oder auch den 7. Bezirk zwischen Museumsquartier und Neubaugasse, mit seinen künstlerisch angehauchten, coolen Cafés und Bio-Shops. Wien ist schon zu Recht mehrmals zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt worden.
 
Was war das Wichtigste, das du Deiner Tochter mit auf den Weg gegeben hast?
Respekt und Wertschätzung für sich selbst und für andere. Aus meiner Sicht sind das die Grundpfeiler eines gelingenden Lebens.

26.09.2022