Warum ist Einkaufen eigentlich so in Verruf geraten? Von wegen Waldspaziergang: Shopping ist immer noch die effektivste Art, sich selbst zu belohnen!
Trxt: Julia Werner / Illu: Magdalena Haider Zotti
Make shopping great again!

In den Nullerjahren war Shopping eine Religion. Sophie Kinsella startete ihre Bestsellerreihe mit dem Roman „Confessions of a Shopaholic“, und wir sahen neidvoll zu, wie Carrie Bradshaw in „Sex and the City“ ihr ganzes Geld für Manolo Blahniks ausgab. Kurzum: Es war schick, sich etwas zu gönnen, inklusive der Witze über den eigenen Kontostand.
Heute ist das anders. Shopping ist in Verruf geraten, als schicker gilt das Lebensmotto: Wir haben alles, wir brauchen das nicht. Tatsächlich ist Überkonsum ein Thema, das sich nicht wegdiskutieren lässt. Die Welt versinkt in Textilbergen, weil es immer noch billiger geht. Es soll sogar Menschen geben, die beim chinesischen Billiganbieter Shein auf den Kauf-Button klicken, obwohl sie sich auch etwas Anständiges leisten könnten. In den sozialen Medien wird ein Achtsamkeits-Bonmot gepostet, Yoga praktiziert und der Spaziergang durch raschelndes Herbstlaub besungen, und dann wird geshoppt, heimlich, online, wie verrückt. So kann das einfach nicht weitergehen: Der einzige Weg aus der Konsumkrise ist, endlich wieder den Begriff „Retail Therapy“ zuzulassen. Schließlich macht doch nichts so schnell glücklich wie ein Kauf
Eine Studie der University of Michigan aus dem Jahr 2014, die im Journal of Consumer Psychology veröffentlicht wurde, belegt genau das – und es funktioniert so: Traurigkeit ist im Allgemeinen mit dem Gefühl verbunden, dass die Lebenssituation uns kontrolliert, und nicht umgekehrt. Die Entscheidungen und Ergebnisse, die beim Einkaufen getroffen werden, können das Gefühl der persönlichen Kontrolle und Autonomie wiederherstellen.Probanden, die tatsächlich etwas kauften, waren dreimal weniger traurig als diejenigen, die nur Windowshopping betreiben durften.
Natürlich gibt es auch die andere Seite der Medaille: die Shopping-Sucht. Wer seine innere Leere und Minderwertigkeitsgefühle mit unkontrollierten Kaufattacken bekämpft und dadurch in finanzielle Schieflage gerät, hat ein Problem, das auch nur mit professioneller Hilfe gelöst werden kann. Das ist allerdings kein Grund, alle, die sich gerne belohnen, schief anzusehen!
Wer wieder lernt, Shopping ohne Scham und schlechtes Gewissen zu zelebrieren, feiert sich selbst.
In der Januar 2025-flair verraten wir Ihnen ein paar Tipps.
