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Wedress Collective: Für mehr Nachhaltigkeit in der Mode

Modegenuss und Umweltbewusstsein gehen bei WeDress Collective Hand in Hand. Die Sharing-Plattform, 2020 ins Leben gerufen von Jasmin Manai-Huber, steht für nachhaltigen Konsum – ohne Verzicht, aber auch ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt. Ende November eröffnete das Unternehmen seinen ersten Pop-Up-Store in Kooperation mit der Galeries Lafayette in Berlin. Wir haben die WeDress-Gründerin im flair-Interview zu ihrer Mission für eine nachhaltige Modewelt gefragt.

Fotos: WeDress Collective, Gabriel Ruffato

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Foto: Gabriel Ruffato

WeDress Collective ermöglicht es Privatpersonen und Firmen, hochwertige Mode zu leihen und zu mieten – mit dem Effekt, auf diese Weise nicht nur dem übertriebenen Konsum entgegenzuwirken, sondern auch den ökologischen Fußabdruck jedes Einzelnen zu verkleinern. Im Grunde genommen wird hier das Konzept von Airbnb auf die Modewelt übertragen. WeDress Collective ist unter www.wedresscollective.com vorwiegend als Online-Plattform konzipiert; der Pop-Up Store in Kooperation mit der Galeries Lafayette in Berlin ist der erste physosche Store der Marke und wird noch bis zum 2. Januar 2023 geöffnet sein.

Die in Wien lebende Münchnerin Jasmin Manai-Huber ist CEO und Founder von WeDress Collective. Sie arbeitete früher als Nachhaltigkeitsberaterin und Wirtschaftsprüferin bei KPMG Austria und unterstützte multinationale Unternehmen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. Fasziniert von der Kreislaufwirtschaft, schuf sie den gleichnamigen Servicebereich innerhalb der Beratungsgesellschaft und kombinierte ihn mit Change-Management-Fähigkeiten. Als nächsten Schritt entwickelt WeDress Collective die B2B SaaS Lösung RE-NT (Software as a Service)-Lösung auf, die Modemarken und Unternehmen dabei hilft, ihr eigenes Verleihgeschäft aufzubauen.

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Jasmin Manai-Huber, CEO und Founder von WeDress Collective

Was genau steckt hinter WeDress Collective? Erkläre doch kurz den Kollektiv-Gedanken.

Mit WeDress Collective haben wir eine Community-Plattform kreiert, die es modebegeisterten Menschen ermöglicht, hochwertige Kleidungsstücke zu leihen und auch selbst zu verleihen. Vereinfacht gesagt: wir haben das Konzept Airbnb in die Modewelt übersetzt. Auf diese Weise schaffen wir eine größere Auswahl an Kleidungsstücken, indem wir nutzen, was ohnehin schon vorhanden ist, und reduzieren gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck der Modeindustrie. Das Kollektiv – die individuellen Menschen – sind dabei das Herzstück, denn ohne sie gäbe es uns gar nicht. Wir glauben daran, dass wir gemeinsam als Kollektiv die Art und Weise, wie wir Mode erleben, verändern können und die Modewelt damit ein Stück nachhaltiger, demokratischer und inklusiver machen.

Nachhaltigkeit ist sozusagen der Grundstein unseres Unternehmens: wir verlängern die Lebenszyklus von Qualitätskleidung, erhöhen die Anzahl der Tragezyklen und verbreiten sehr viel Freude bei unseren Mitglieder:innen. Hierbei achten wir insbesondere darauf, dass das Kund:innenerlebnis einfach, bequem und barrierefrei aufgebaut ist. Dies bedeutet, dass wir über unseren Nachhaltigkeitsanspruch hinaus verstanden haben, dass die Modewelt inklusiver werden muss, denn jede Persongruppe, unabhängig von jedwedem Diversitätskriterium, sollte repräsentiert, adressiert und abgeholt werden.
Neben Privatpersonen, die ihre private Kleidung verleihen, kollaborieren wir auch mit Modemarken, die den Mehrwert des Mietkonzepts für sich verstanden haben.

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Foto: Gabriel Ruffato

Kannst du dich noch an das erste Kleidungsstück erinnern, das über WeDress Collective ausgeliehen wurde?

Ja, das war tatsächlich ein Kleid von Stine Goya, das von mir persönlich verliehen wurde für ein Fotoshooting. Ich war aufgeregt, weil die erste Kundin ja doch sehr besonders ist und man alles richtig machen möchte. Ich kann mich an das schöne Gespräch erinnern und bin so froh, dass die Kundin noch heute Teil unserer Community ist und fleißig mietet und verleiht.
 


Wie oft durchsuchst du WeDress Collective heute selbst nach passenden Outfits?

Nachdem ich einen unfassbaren großen Modeappetit habe: mindestens drei Mal pro Woche – auch gerne, um Inspiration zu finden oder wenn ich meine Outfits für Events plane.

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Foto: Gabriel Ruffato

Auch schon vor Integration der Circular Fashion Plattform RE-NT stand das Thema Nachhaltigkeit ganz oben bei WeDress Collective. Was muss die Modeindustrie unternehmen, um noch nachhaltiger zu werden?

Vieles. Die Modeindustrie ist für mich zugleich „Die Schöne & das Biest“: Jedes Jahr geht weltweit ein Wert von mehr als 500 Milliarden Dollar durch unzureichende Nutzung von Kleidung und mangelndes Recycling verloren.

Im Großen und Ganzen geht es darum, folgende ökologische Themen stärker anzugehen:

  • Reduzierung von Überbeständen und Textilabfällen durch Anwendung von Kreislaufprinzipien
  • Aufbau starker Kund:innenbeziehungen und Stärkung der Markentreue
  • Verlängerung des Produktlebenszyklus mithilfe eines gewinnorientierten Models
  • Mehr Umsatz & Wertsteigerung je Produkt: Maximierung des Product Lifetime Value
  • Mehr Umsatz je Kund:in: Maximierung des Customer Lifetime Value
  • Weniger Abfall, Überproduktion und CO2-Emissionen: Minimierung des ökologischen Fußabdrucks

Die sozialen und menschlichen Gesichtspunkte sind damit aber noch nicht gelöst.

06.12.2022