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Uhren-Erbe Olivier Audemars im Interview: Die wichtigsten Insider-Tipps für das Gallery Weekend

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Foto: Audemars Piguet

Die Schweizer Luxusuhrenmarke Audemars Piguet ist bereits zum dritten Mal Partner des Gallery Weekend Berlin, das vom 29.04 bis zum 01.05.2016 stattfindet. flair traf Olivier Audemars, den Urenkel des Firmengründers Edward Auguste Piguet, vorab zum Interview. Uns verriet der Schweizer – sitzt heute im Verwaltungsrat des Uhrenherstellers – seine Highlights für das kommende Kunstwochenende in Berlin und inwieweit der Name Audemars Piguet mit der internationalen Kunstszene verbunden ist.

Welches Potenzial sehen Sie in der Berliner Kunstszene?
Die Partnerschaft mit dem Gallery Weekend Berlin sind wir ganz bewusst eingegangen. Vor drei Jahren, als unsere Reise in die Welt der modernen und zeitgenössischen Kunst begann, öffnete das eine Tür zu einem neuen Universum, in dem wir uns heute zu Hause fühlen. Ich freue mich schon sehr auf Berlin. Die kreative Szene ist hier in ständiger Entwicklung und Bewegung und steht mittlerweile an der Spitze der europäischen Kunstbranche. Ich war vor dem Mauerfall sehr oft in Berlin – damals hat mich die Energie der Stadt sehr fasziniert. Die Menschen schienen jeden Tag so intensiv zu leben, als würde es kein Morgen geben. Das Gefühl, sich in ständiger Gefahr zu befinden hat die Westberliner und insbesondere Künstler angespornt, Außergewöhnliches zu schaffen. Heute nach der Wiedervereinigung machen seine großen – zum Teil noch brachliegenden – Flächen und die geringen Lebensunterhaltungskosten die Stadt zu einer Oase für junge und internationale Künstler. Ich spüre immer noch eine besondere Energie in Berlin. Der Charakter des Unfertigen bringt Experimentierfreude und eine intrinsische Rastlosigkeit mit sich.

Inwiefern passt das zur DNA der Marke?
Kunst ist eine wichtige Inspirationsquelle für uns. Es eröffnet uns neuartige Sichtweisen, regt unsere Fantasie an, einzigartige Uhren zu kreieren. Die Künstler und Künstlerinnen teilen dieselben Werte und die gleichen Wurzeln wie wir: Leidenschaft, Respekt und Genauigkeit. Nehmen wir zum Beispiel Leonardo da Vinci, er war ein Genie. Er war ein anerkannter Maler, Bildhauer und Erfinder und hat es geschafft all diese Fähigkeiten gekonnt zu kombinieren. Das gilt für Künstler ebenso wie für Uhrmacher – sie sind allseits begabte Menschen. Man braucht kein Kunstwerk um eine Wand zu bedecken, eine Tapete würde es auch tuen. Ebenso wenig braucht man eine mechanische Uhr, um die Uhrzeit zu erfahren. Eine Quarzuhr oder das iPhone würde den gleichen Zweck erfüllen. Aber eine mechanische Uhr berührt Menschen ebenso wie ein Bild, eine musikalische Komposition oder irgendeine andere Kunstform emotional.

Welche Berliner Galerien mögen Sie besonders?
Das letzte Mal war ich 2009 in Berlin, als ich den Marathon gelaufen bin. Da hatte ich natürlich keine Zeit, um Galerien zu besichtigen. Aber auf der Art Basel sind viele Berliner Galerien vertreten, die ich sehr schätze. Carsten Nicolai ist zum Beispiel ein junger Künstler, der durch die Galerie Eigen & Art vertreten wird und während des Gallery Weekends dort seine Ausstellung „reflektor distortion“ präsentiert. Er arbeitet mit Themen, die sehr gut zu unserer Art Commission passen.

Auf welche Highlights freuen Sie sich außerdem noch während des Gallery Weekends?
Ich freue mich sehr auf die Ausstellung des Künstlers Tomás Saraceno in der Galerie Esther Schipper und auf die vielen Künstler der Ausstellung „Gartenschau“ in der König Galerie. Besonders stolz bin ich natürlich auch auf die  Audemars Piguet VIP-Lounge im Hotel „Das Stue“. Dort können sich am Sonntag alle Interessierten zwischen zehn und sieben Uhr einen Einblick in die Welt der hohen Uhrmacherkunst und das Handwerk unserer traditionellen Schweizer Manufaktur verschaffen.

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Hohe Uhrmacherkunst mit Tradition / Foto: Audemars Piguet

Sie haben die Art Commission eben schon erwähnt. Können Sie uns etwas Näheres dazu sagen?
Wir haben die Art Commission 2015 ins Leben gerufen. Damit wollen wir Künstlern ermöglichen komplexe Projekte mit besonderem Augenmerk auf Präzision zu verwirklichen, indem wir ihnen finanzielle Mittel, Expertise und internationale Aufmerksamkeit bieten. Die Arbeiten ausgewählter Künstler werden zunächst auf der Art Basel vorgestellt und danach in einem öffentlichen Ausstellungsort einem größeren Publikum zugänglich gemacht.
Jedes Jahr kümmert sich ein neuer Gastkurator darum, Künstler, die zu uns passen auszuwählen. Einige laden wir dann ins Vallée de Joux ein, wo unsere Unternehmen zu Hause ist. Dort bekommen sie dann einen Geschmack davon, was uns ausmacht und stellen uns gleichzeitig ihre Ideen vor. Der Künstler, dessen Methoden und Vorstellungen am besten zu unserer Philosophie passen, wird dann durch die Art Commission unterstützt.

Dieses Jahr unterstützen Sie den chinesischen Künstler Sun Xun. Wieso haben Sie sich gerade für ihn entschieden?
Wir haben uns für Sun Xun entschieden, weil er ein Meister auf interdisziplinären Feldern ist und seine sehr experimentellen Arbeitsmethoden perfekt zur innovativen und technisch ausgefeilten Arbeit passen, die wir im Vallée de Joux zelebrieren. Er mixt Präzisionsarbeit mit einem experimentellen Stil, genau wie Audemars Piguet.

Wann stellen Sie sein Projekt vor?
Auf der Art Basel Miami Beach im kommenden Dezember.

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Sun Xun, 2014 Foto: Jason Wyche

Welches ihrer Uhrenmodell würden Sie der jungen Kunstszene zuschreiben?
Die „Royal Oak“. Dieses Modell ist seiner Zeit voraus und die erste sportliche Luxusuhr aus Stahl in der Geschichte der hohen Uhrmacherkunst. Sie hat alles auf den Kopf gestellt. Eine perfekte Kombination aus traditioneller Handwerkskunst und innovativem Design. Als Karl Lagerfeld gefragt wurde, ob er einen Fetisch habe, antwortete er: 'Ich bin eigentlich nie besessen von Dingen... nur für meine Uhr habe ich einen Fetisch, eine 1974 Royal Oak, die ich seit über 34 Jahren trage.‘

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Das Modell "Royal Oak" von Audemars Piguet

Olivier Audemars Highlights für das Gallery Weekend Berlin (29.04. – 01.05.16):

Galerie Eigen & Art: Carsten Nikolai

Auguststrasse 26, 10117 Berlin

www.eigen-art.com



König Galerie: Gartenschau – Elmgreen & Dragset, Katharina Grosse, Jeppe Hein, Camille Henrot, Alicja Kwade, Michael Sailstorfer, Tatiana Trouvé, David Zink Yi

Alexandrinenstr. 118-121, 10969 Berlin

www.koeniggalerie.com



Esther Schipper: Tomás Saraceno

Schöneberger Ufer 65, 10785 Berlin

www.estherschipper.com


Audemars Piguet VIP-Lounge:
Hotel „Das Stue“

Drakestraße 1, 10787 Berlin
01. Mai: 10 – 19 Uhr

www.das-stue.com

www.audemarspiguet.com

 

 

25.04.2016