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City-Guide: Berliner Art

In der Galerienstadt findet man Kunstvolles, wohin man blickt. Etwa auf den Tellern von Evgeny Vikentevs neuem Restaurant Cell. Oder im Hotel Amo, das stilistisch einen Bogen von Art déco zu Industrial schlägt.

Bar: Barry Bar

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Foto: Jordana Schramm

Realisiert von Lindholz Interior, glänzt Rebecca Brodskys Barry Bar mit extravagantem Design: Die Bar – hier wird hauptsächlich Bossa Nova, Disco und Funk der 70er-Jahre und Indie-Rock der 80er-Jahre gespielt – ist eine Ode an Hollywood. Der goldene Messing kontrastiert mit samtbezogenen grünen Barhockern, dazu ergänzend ziert eine eigens und ebenfalls aus Samt designte Sitzecke den Bereich neben einer voyeuristischen Lamellenwand und der in Wenge und Messing eingefassten Wandtheke aus Lotus-Green-Marmor. Über der Bar erstrecken sich Raum verlängernde Abhängungen, die den Blick zu einer Kaskade sich drehender Diskokugeln lenken. Besondere Hingucker sind außerdem die zwei geschlechterlosen Guest Rooms: das Gucci-WC und der House of Hackney Powder Room – beide mit gepolsterten Sitznischen und floraler Designausrichtung.

Spezialtipp: Das Herzstück ist der geheime Keller, der für geschlossene Gesellschaften gebucht werden kann – mit eigener Bar und -Privatkoch für 40 Gäste.
Design: Lindholz Interior, www.lindholzinterior.com 
Interior: Gucci, Tom Dixon, Farrow & Ball, Munna, House of Hackney, Mawa
Adresse: Rosa-Luxemburg-Straße 20, Berlin
https://www.facebook.com/barrydiskobar/

Restaurant International Food: Layla

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Foto: Itiel Zion

Im Layla vereint Starkoch Meir Adoni die traditionelle Küche des Mittleren Ostens mit Zutaten und Techniken aus aller Welt. Das vom Tel Aviver Designstudio Bald geplante Interieur des Fine-Dining-Lokals mixt orientalische Accessoires mit einem modernen Twist und gediegener Beleuchtung – analog zum kulinarischen Konzept „Mediterranean meets Middle Eastern“. Die von Barhockern mit Velourslederbezug gesäumte, frei stehende runde Bar wird an der Decke von einem Spiegel dupliziert. Im Dining-Bereich reihen sich lederbezogene Sofas, Sessel und Stühle in gedeckten Farben an den Tischen. Die feingliedrige Messingbeleuchtung wirkt als Gegenpol zu gemusterten Mosaikfliesen, die vom Bodenbereich um die Bar in die Vertikale verlaufen und partiell auch an den Wänden unterhalb der Decke wiederzufinden sind. Blickdurchlässige Holzkonstruktionen und abgehängte Stahlregale wahren den Sichtbezug und zonieren zugleich einzelne Bereiche.

Spezialtipp: Kräuter und Gewürze – die auch in den Drinks kredenzt werden – gedeihen vor Ort mittels Infarm-Konzept.
Design: Designstudio Bald, www.baldstudio.com 
Interior: TZC, Rosenthal, Maß- und Sonderanfertigungen  
Adresse: Hallesche Straße 10, Berlin
www.layla-restaurant.com

Corporate Hotel: Amo by Amano

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Foto: Jens Bösenberg

Über sechs Etagen, teils auch unterirdisch, gliedert sich das Amo by Amano Hotel nahe dem Oranienburger Tor. Über einen gläsernen Pavillon im Innenhof gelangt man per Lift ins Untergeschoss, wo sich neben Rezeption und Lobby auch das Frühstücksrestaurant und eine Bar befinden. Für die Gestaltung des Hotels mit 93 Zimmern wurde das Architekturbüro Tchoban Voss engagiert. Gemeinsam mit ST Design aus selbigem Haus und spezialisiert auf hochwertiges Produkt- und Interior-Design, realisierten sie das Hotelprojekt, das stilistisch einen Bogen von Art déco zu Industrial schlägt. Der Altbaucharme mit hohen Decken aus dem Bestand blieb erhalten. Im Innenhof ist neben dem Glaspavillon – im Gegensatz zur versteckten Bar im Untergeschoss – eine großzügige Aperitivo-Bar angesiedelt.

Spezialtipp: Die aufwendig im Untergrund ausgebauten Bereiche sind das Alleinstellungsmerkmal des Amo. 
Architektur: Tchoban Voss mit ST Design, www.tchobanvoss.de
Interior: JAB Anstoetz, Hansgrohe, Villeroy & Boch, BN Walls, Mutina, Berker, DCW éditions, Henge, Élitis, HMD Interiors
Adresse: Friedrichstraße 113, Berlin
www.amanogroup.de

Restaurant Local Food: Cell

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Foto: Peter Fehrentz

In Berlins boomenden Westen reiht sich als Teil der neuen Blütezeit das Cell, betrieben vom russischen Küchenchef Evgeny Vikentev. In St. Petersburg sorgte er mit dem Hamlet + Jacks für Aufsehen. Seither gilt er als aufsteigender Star in der modernen Gastronomie. Seine Dining-Kreationen sind kunstvolle Kompositionen, was nicht verwundert – seine größte Inspirationsquelle ist die Kunst. Wie passend, dass da sein neues Restaurant im kunstaffinen Berlin mit seiner hohen Galeriendichte angesiedelt ist! Für das Interior-Design zeichnet Tania Mann verantwortlich, die ein Wechselspiel aus zugleich formal und hochästhetisch entstehen ließ. Prägnant und besonders gelungen sind die von geometrischen Schmiedeelementen umgebenen Tischbereiche des Restaurants. Von diesen gemütlichen und als Namenspate fungierenden Zellen aus haben die Gäste einen offenen Blick auf die Küche und können so direkt am Kochgeschehen teilhaben.

Spezialtipp: Das Restaurant befindet sich quasi in Berlins Designdistrikt: Neben dem stilwerk gibt es hier jede Menge Interior-Shops und Showrooms
Design: Alla Zuskova, Tania Mann Interior Sonderanfertigungen
Adresse: Uhlandstraße 172, Berlin www.cell.restaurant/de

Boutique Hotel: Michelberger

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Foto: Zoe Spawton/Michelberger Hotel

Jonathan Tuckey Design aus London und der dänische Architekt Sigurd Larsen haben sich hier des Re-Designs angenommen. Das in einer ehemaligen Beleuchtungsfabrik nahe der Oberbaumbrücke gelegene Hotel verfügt jetzt über 23 zusätzliche Zimmer und einen neu gestalteten Lobbybereich. Hier strahlt eine Serie bernsteinfarbener Kronleuchter im Stil der 50er- und 60er-Jahre, die Sitzlandschaft wird von neuen Holzsofas dominiert. In der vierten Etage hat Jonathan Tuckey eine neue Suite realisiert, die minimalistsch und dennoch nicht kühl wirkt: Erdige, sanfte Töne – gepaart mit sandigen, beigefarbenen Vorhängen und Bettüberwürfen – versprühen charmant Wärme.

Spezialtipp: Raum-im-Raum-Suite von Sigurd Larsen: Mittig im Raum sind hier Bett, Badezimmer und Sauna angeordnet.
Design: Werner Aisslinger, Anja Knauer, Sibylle Oellerich, Sigurd Larsen, Jonathan Tuckey Design, GBP Architekten
Interior: &tradition, Berlin Art Glas, Objekt Leuchten, Sonderanfertigungen
Adresse: Warschauer Straße 39–40, Berlin
www.michelbergerhotel.com

28.08.2019