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Rock Chic(k): Interview mit Cecilia Bönström

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Mit 17 wurde die gebürtige Schwedin als Model entdeckt und machte weltweit vor der Kamera Karriere. Seit neun Jahren prägt Cecilia Bönström den Stil der rockig-femininen Modemarke Zadig & Voltaire, die ihr Mann Thierry Gillier 1997 gründete. Mit ihm und drei Söhnen lebt sie in in Paris inmitten von moderner Kunst und skandinavisch hellen Interieurs. Anlässlich der Premiere der neuen It-Bag „Candide“ in Hamburg traf Siems Luckwaldt die facettenreiche Powerfrau zum Interview.

Interview: Siems Luckwaldt

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Bild: instagram.com/ceciliabonstrom/

Cecilia Bönström, welche drei Kollektionsklassiker sind der ideale Start in die Welt von Zadig & Voltaire?
Unseren Cashmere-Pullover „Cici“ mit Rundhals-Ausschnitt und Ärmelschonern in Sternform. Dann unser weißes Baumwoll-Shirt „Tunisien“, für das wir ein Vintage-Finish erfunden haben, für das kleine Scheren zum Einsatz kommen. Und natürlich ein paar Biker-Boots.

Beschreiben Sie die Frau, die Sie im Designprozess vor Ihrem inneren Auge sehen.
Oft sagen Leute zu mir: „Sie sehen aus wie das Mädchen aus Ihrer Kampagne“. Das ist schmeichelhaft, wenn man 45 ist. Aber als gebürtige Schwedin denke ich eher an Französinnen wie
Clémence Poésy, Charlotte Gainsbourg, Caroline de Maigret und Vanessa Paradis. Und in manchen Saisons geistert auch Courtney Love durch eine Kollektion, für ein wenig mehr edginess.

Wenn Zadig & Voltaire eine Band wäre, wie würde ihr Sound klingen?
Eine spannende Frage, denn ich liebe Musik! Aber obwohl wir eine rockige Marke sind, kriege ich bei ganz plattem Rock’n’Roll Kopfweh. Also würde ich sagen: Gorillaz. Die sind irre originell und leben in ihrem eigenen Universum. So wie auch ich unser Design sehe: pur, leicht androgyn, frei.

Für welche Must-haves des Frühjahrs und Sommers 2016 sollte Platz im Kleiderschrank sein – oder freigeräumt werden?
Ein weißes Kleid in Knielänge, wie ein Herrenhemd geknöpft und mit langen Ärmeln, jedoch tailliert und durch die Spitzendetails sehr feminin.

Was steckt hinter dem Taufnamen der neuen „Candide Bag“?
Die neue Tasche ist für unsere Stilwelt schon sehr elegant und luxuriös, da musste der Name stark klingen, nach zeitlosem, femininen Stil. Und da schon Zadig
eine Romanfigur von Voltaire ist, aus dem Kurzroman “Zadig oder das Schicksal “, benannten wir die neue It Bag nach seinem NachfolgewerkCandide oder der Optimismus.

Ihre Inspirationen finden Sie oft in Vintage-Läden. Geben Sie anderen Mode-Fahnderinnen bitte ein paar Tipps aus Ihrem Adressbuch.
Armacord in der Lafayette Street in New York (
www.amarcordvintagefashion.com), Mairead Lewin in London (in Notting Hill, nur mit Termin), Judits in Stockholm (http://judits.se/), Decades in Los Angeles (http://www.decadesinc.com/) – und mein absoluter Liebling: Pretty Box in Paris (http://www.prettybox.fr/).

#Paris is far but #love working in my #studio #special édition #Candide#bag #limited @zadigetvoltaire #lisbon

Ein von Cecilia Bonstrom (@ceciliabonstrom) gepostetes Foto am

Sie haben eine Zwillingsschwester. Teilen Sie einen Modegeschmack?
Meine Schwester lebt in New York, sie modelt noch immer – und hat den spannendsten, exklusivsten Freundeskreis, den ich mir vorstellen kann. Und bevor Sie fragen: Ja, erst mit ihr im selben Raum habe ich das Gefühl, komplett zu sein. Auch wenn wir uns in getrennten Zimmern für den Tag oder Abend umziehen, ähneln sich unsere Outfits bis aufs kleinste Accessoire. Das war schon früher so, als unsere kreative Mutter uns für die Schule angezogen hat. Komplett gleich und äußerst, sagen wir, extravagant. Wir waren dann beispielsweise am Montag die einzigen zwei blonden Mädchen mit apfelgrünen Fellboots oder riesigen weißen Hüten in der Klasse. Damals war das nicht ganz einfach, doch gleichzeitig gab sie uns damit quasi die Lizenz, unseren eigenen Geschmack auszuleben.

Welchen Geruch erinnern Sie besonders intensiv aus Ihrer Kindheit?
Pinien! In Schweden ist man selten weit von einem Wald entfernt, und sobald ich in Göteborg lande, habe ich sofort diesen Geruch in der Nase. Den Duft von Zuhause!

Stichwort: Modelkarriere. Was haben Sie geliebt, was gehasst?
Ich bin dankbar für die Sprachen, die ich während dieser Zeit gelernt habe. Und dafür, mich in einem fremden Land unter lauter Unbekannten ganz selbstständig zurecht finden zu können. Immerhin bin ich seit meinem 17 Lebensjahr kreuz und quer – und meist allein – um den Globus geflogen. Heimweh hatte ich dabei nie.

Was ich noch heute in der Branche vermisse, ist, dass viele Mädchen nicht wirklich darauf vorbereitet werden, dass dieser Job in der Regel ein unumstößliches Verfallsdatum hat. Auf die Frage „Und dann?“ sollte aber jedes Model rechtzeitig eine Antwort gefunden haben.

Als Creative Director leiten Sie ein Designteam. Was für ein Boss sind Sie?
Ich akzeptiere die Stärken und Schwächen von jedem Kollegen und arbeite mit allen auf Augenhöhe. Ich habe auch keinen Personal Assistant und renne notfalls selbst fünf Stockwerke hinunter, weil jemand einen Prototyp vergessen hat. Mir ist positive Energie im Büro wichtig, ich bin einfach gern nett. Manchmal aber sollte ich taffer sein und Mitarbeiter mehr fordern, ein Stück über sich hinaus zu wachsen.

Mit vier Kindern ist die hektische Modewelt sicher nicht einfach zu meistern. Haben Sie einen Rat für gestresste (Business-)Mütter?
Einen einzigen: Konzentration. Ich lege am Vorabend raus, was ich am nächsten Tag anziehe. Morgens sind dann meine drei Söhnen dran: Frühstück! Und im Office vergesse ich nahezu, dass ich Kinder habe, so fokussiert bin ich auf meine Arbeit. Zurück daheim wiederum bin ich 100 Prozent für meine Familie da. Das ist wie wenn man einen Schalter umlegt – und für mich der einzige Weg, alles zu schaffen und wirklich präsent zu sein.

Bitte teilen Sie einige Ihrer Favoriten mit unseren Lesern, beispielsweise …

… ein Buch: „Eva“ von Simon Liberati, für mich die ultimative Liebeserklärung.

… einen Film: „Macbeth“ mit Michael Fassbender muss ich noch sehen, und „Mon Roi“ von Maïwenn. Außerdem liebe ich die Filme von Clint Eastwood als Regisseur, ich weiß gar nicht genau warum. Zuletzt hat mich sein „American Sniper“ mit Bradley Cooper umgehauen.

… ein Kunstwerk Ihrer Sammlung, das Sie bei einem Brand retten würden: Ein Bild von Rudolf Stingel, dass wie ein Relief im Muster orientalischer Teppiche aussieht. Wunderschön!

… ein Gericht, mit dem Sie brillieren: Risotto, Tarte Tatin und schwedischer Kartoffelgratin. Zu Weihnachten mit Anchovis.

… Ihren liebsten Instagram-Account: Carlotta Oddi, die Assistentin von Anna dello Russo: https://instagram.com/carlottaoddi/

… Ihr Wellness-Ritual: Joggen. Das mache ich nicht gern aber trotzdem regelmäßig. Nichts lässt Stress besser verpuffen und bringt mich so gut auf neue kreative Gedanken, wie draußen zu laufen. Und danach in die Sauna.

www.zadig-et-voltaire.com


Weitere Infos gibt's auch in der flair-Ausgabe Januar/Februar 2016

07.01.2016