Trotzdem heißt diese neue Netflix-Serie „Love“, und ihre Story, erdacht von Judd Apatow („Jungfrau (40), männlich, sucht …“), scheint symptomatisch für ein Gefühl, das mehr und mehr Menschen beschleicht – mindestens unterbewusst. Dass wir enger und globaler denn je miteinander verbunden sind. Und uns gleichzeitig zunehmend missverstanden und allein fühlen. „Alone Together“ heißt passend eins der Standardwerke zu diesem Phänomen, verfasst hat es die renommierte US-Soziologin Sherry Turkle.
Ihre Kernthese: Nie zuvor haben wir so viel von Technologie erwartet und so wenig voneinander. Drastischer ausgedrückt: Wir betreiben zunehmend Outsourcing mit unserem emotionalen (Zusammen-)Leben, geben Kennenlernen, Romantik, ja sogar Erotik an Smartphones, Dating-Apps und Social Media ab. Mit irritierenden, frustrierenden, teils auch verheerenden Folgen.
"Unser Liebesleben existiert zunehmend an zwei Orten: in der Wirklichkeit und auf unserem Smartphone"
Bezeichnend, dass die aktuelle Kampagne eines Wodkaherstellers unter anderem mit diesem Spruch wirbt: „Wenn ein Smartphone dabei ist, dann ist es kein Date.“ Als hätten die Macher einen von Turkles Vorträgen gehört, in denen sie warnt: „Unsere Smartphones sind psychologisch mächtige Geräte, die nicht nur verändern, was wir tun, sondern auch, wer wir sind.“ Nirgends wird das deutlicher als bei der Suche nach einem potenziellen Partner – bestenfalls für mehr als 24 Stunden.