Storys

Auf der Suche nach dem Mann in mir

# 12

Anna Katharina Hahn ist Schriftstellerin und höchst erfolgreich. Eine herbe Enttäuschung ist sie trotzdem. Jedenfalls für den Professor, der in ihr nach etwas Männlichkeit sucht. Die Parabel "Auf der Suche nach dem Mann in mir" aus der Dezemberausgabe von Flair ...

Text: Anna Katharina Hahn, Illustration: Ramona Ring

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Illustration: Ramona Ring

Vor Kurzem wurde ich gebeten, mich in meinen Eigenschaften als Frau und erfolgreiche Schriftstellerin im Zentrum für die Erforschung humanoider Hirnaktivitäten an einer renommierten europäischen Universität als Forschungsobjekt zur Verfügung zu stellen. Vergütung gab es, abgesehen von den üblichen Spesen für Übernachtung und Verpflegung, keine, dafür aber das Versprechen, ungeahnte Einblicke in das eigene Gefühlsleben zu erhalten, gegen die jeder Drogentrip wie ein ausgeblichener Bilderbogen wirken sollte.

Von Natur aus neugierig und aufgrund meiner familiären Prägung mit grenzenlosem, welpenartigem Urvertrauen zu allen Vertretern der Medizin ausgestattet, packte ich mein Kö erchen und kam an einem prächtigen Sommermorgen im Universitätsklinikum an. Im Büro des Projektleiters spielten frühe Sonnenstrahlen auf den gestärkten Kitteln des zu meiner Begrüßung angetretenen Teams, Frauen wie Männer lächelten begeistert, Höflichkeiten
wurden ausgetauscht, und schließlich trat aus der Menge der jungen Neurologen, Psychiater und Hirnphysiologen ein älterer Herr auf mich zu, bärtig, väterlich wie der Heilige Nikolaus, nahm meine schweißige Hand in seine warme und trockene, stellte sich als Professor Dr. Teuscher vor und sprach in angenehmem Bariton auf mich ein: „Frau Hahn, es ist an der Zeit, dass wir Ihnen erklären, was wir mit Ihnen vorhaben. Mit unserem Forschungsprojekt begeben wir uns auf die Suche nach dem Mann in der Frau.
Unter hochgezogenen Augenbrauen schenkte ich dem sofort heftig Errötenden einen strafenden Blick. „Nein, oh, wie unangenehm! Die Formulierung lässt sich in der Tat missverstehen. Auf keinen Fall soll unsere Arbeit in eine derartige
Richtung gehen. Wir sind im Rahmen der Hirnphysiologie ausschließlich mit der Frage nach männlichen Anteilen in der erfolgreichen Frau befasst.“ Mit deutlicher Begeisterung setzte der Professor zu neuen Erklärungen an, wobei er mich unterhakte und zu einer aseptisch abgedeckten Liege führte, um die herum verschiedenste medizinische Geräte, Monitore und dergleichen gruppiert waren, freundlich im Morgenlicht funkelnd ...

Lesen Sie die gesamte Parabel in der Dezemberausgabe von Flair hier

26.11.2013