reise

Genießen in London – mit Simon Rumley

Simon Rumley, Regisseur der Filme „Fashionista”, „Crowhurst” und „Once upon a time in London”, stellt für flair seine fünf Lieblingsrestaurants in der britischen Hauptstadt vor.

1
Foto: Milton Kam

DINNER BY HESTON BLUMENTHAL

Es gibt viele Restaurants, von denen man eine besondere Erfahrung erwartet – aber nicht alle erfüllen das am Ende wirklich. Für mich hat Heston Blumenthal das geschafft. Er ist einer der beru?hmtesten englischen Köche, Dinner by Heston Blumenthal ist mit zwei Sternen ausgezeichnet. Besonders in Erinnerung ist mir das Signature-Gericht names „Meat Fruit“ geblieben, das auf einem Rezept vom Königshof Henrys VIII. aus der Tudor-Zeit um 1500 basiert. Es hat die Form einer Mandarine, besteht tatsächlich aber aus einer Leberpastete. Die Zitrusfrucht ist so perfekt gearbeitet, dass sie in einer Obstschale nicht auffallen würde.

1
Foto: Ashley Palmer-Watts
1
Foto: John Blackwell

THE MAYFLOWER

Am schönsten ist es, nach einem Spaziergang von der Tower Bridge entlang der Themse im Mayflower einzukehren. Das traditionelle Pub liegt etwas versteckt, nicht in unmittelbarer Nähe der U-Bahn. Im Winter ist es dort extrem heimelig. Dafür sorgen Kerzenlicht, dunkle Holzbalken, ein Kamin und ein etwas unebener alter Holzboden. Man fühlt sich fast wie in einem historischen Schauspiel. Das Lokal ist zweigeteilt, oben liegt das Restaurant, unten der Pub – beide haben gut gemachtes, britisches Essen auf der Karte. Im Sommer ist es im Mayflower ebenfalls schön: Dann kann man auf der Terrasse mit einem Pint Bier in der Hand auf die nahe Themse schauen.

117 Rotherhithe Street, London SE16 4NF, Tel. +4

1
Foto: Joe Woodhouse


SALON

Das Restaurant liegt im Brixton Market, umgeben von Vintage-Shops, Fischläden und Cafés. Die Karte im Salon wechselt alle paar Wochen und besteht aus herausragenden Mehrgang-Menüs, auf Wunsch mit Weinbegleitung. Man spürt dort sofort, dass viel Herzblut in die Konzipierung und Zubereitung fließt. Die Menüs sind mal traditioneller, dann wieder mutig neu – aber immer speziell. Die Küche arbeitet saisonal-regional und bezieht ihr Gemüse zum Teil von lokalen Kleingärtnern. Das Ganze hat einen sehr persönlichen Anstrich. Es ist ein junges Restaurant, das sich etwas traut. Ich schätze, es passen nicht mehr als 30 Leute in den Raum, eine Tischreservierung ist also unbedingt empfehlenswert.

1

TERRY’S

Terry’s besteht schon seit Anfang der 80er-Jahre und wird heute vom Sohn des Gründers, Austin, geleitet. Ich mag die antiquierte Atmosphäre vergangener Tage. An den Wänden hängen Fotos vom London der Roaring Twenties. Das Bistro ist recht klein und sehr traditionell. Täglich bis 14 Uhr serviert man hier englische Klassiker wie ein typisches Frühstück mit Baked Beans, kleinen Würsten und Bacon. Ich habe selbst eine sehr persönliche Beziehung zu Terry’s: Wir haben in diesem aus der Zeit gefallenen Ambiente einige Szenen meines Gangster-Dramas „Once Upon a Time in London“, der in den 40er-Jahren spielt, drehen können.

1
Foto: Mitchel Collins for Terry’s Cafe

EDWINS

Edwins ist eines dieser Restaurants, die man von außen nicht als solche erkennt. Man findet es über einem ziemlich unspektakulären Pub, genau neben der U-Bahnstation Borough. Wenn man hineinkommt, ist man deshalb erst mal ziemlich überrascht. Indoor ist es fast so, als würde man eine magische Welt betreten. Man merkt, dass hinter allem Menschen stecken, die sich Gedanken machen und viel Liebe in Details fließen lassen. Auf der Karte stehen typisch britische Gerichte mit Perlhuhn oder Wild. Auch hier warten nicht allzu viele freie Plätze, weswegen reservieren ratsam ist.

1
Foto: Edwins
30.09.2018