fashion

Diane von Fürstenberg: Die Frau, die ich sein wollte

Diane von Fürstenberg: Die Frau, die ich sein wollte
Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH
ISBN: 978-3-8270-1290-6
www.berlinverlag.de

Designerin, Ikone, Mutter und Legende: flair traf Diane von Fürstenberg bei ihrer Buchvorstellung in Berlin und stellte ihr ein paar persönliche Fragen 

Text: Alexander Renaldy

1
© Getty Images

In Ihrem Buch beschreiben Sie, dass Sie bereits damals in Belgien anders als die anderen waren. Was war so anders an Ihnen?
In Belgien ist jeder groß und hat blonde, glatte Haare. Das war ich eben nicht. Zudem passte ich auch sonst in kein Klischee.

Was für Klischees waren das? Mit welchen mussten Sie stattdessen kämpfen?
Ich wusste immer, was und wer ich sein wollte, nur nicht unbedingt, wie ich dahin komme. Eines der Klischees gegen, das ich kämpfen musste, war das der klassischen, langweiligen Hausfrau und Mutter. Die war ich nämlich nie. Ich wollte ein Männerleben haben, nur eben als Frau!

Ihr Freund, der Schriftsteller Alberto Moravia, schrieb seine Autobiografie mit der komischen Vorahnung, dass er tot sein würde, wenn er sie beendet hat. Wie ging es Ihnen, als sie Ihre Biografie geschrieben haben?
Eigentlich habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich bin nicht sehr religiös oder spirituell. Meine Mutter hat mich da im Vorfeld sehr geprägt. Sie hat mir immer gesagt, ich solle keine Angst haben. Aber zur Religion gehört auch die Angst, sie ist Teil von ihr.

Ihre Mutter ist generell eine große Inspiration für Sie. Warum war das Verhältnis zu ihrer Mutter so besonders?
Meine Mutter war eine starke Frau. Sie wurde als junge Frau nach Ausschwitz ins Konzentrationslager gebracht und überlebte die 18-monatige Tortur. Nach ihrer Rückkehr wog sie nur noch 29 Kilo. Meine Großmutter und mein Vater kümmerten sich um sie und halfen ihr Stück für Stück wieder zu Kräften zu gelangen. Meine Mutter wünschte sich dann nichts mehr als ein Baby zu bekommen, doch der Arzt hatte ihr aufgrund ihres schlechten körperlichen Zustands verboten in den nächsten fünf Jahren schwanger zu werden. Es sei eine Gefahr für sie und das Baby würde nicht normal zur Welt kommen, meinte der Arzt. Neun Monate später kam ich zur Welt. Und war tatsächlich nicht normal! (lacht)

Was ist Ihre kostbarste Erinnerung an Ihre Mutter?
Ich war ein junges Mädchen, als meine Mutter und ich an einem Bahnhof im Skiurlaub in Österreich fotografiert worden sind. Ich kuschelte mich in ihren Mantel und sie blickt nicht direkt in die Kamera, hat aber ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Sie muss unheimlich stolz gewesen sein, dass man sie und ihren Stil bewunderte und dieses Foto von uns beiden aufnahm. Heute steht das Bild bei mir auf dem Kamin in meinem New Yorker Apartment.

Ganz nach dem Grundsatz Ihrer Mutter keine Angst zu haben, zogen Sie mit Ihren Entwürfen in einem Louis-Vuitton-Koffer los, die sie eines Tages auch der Designerlegende Diana Vreeland zeigten. Waren Sie wirklich immer so furchtlos?
Nun sehen Sie, ich hatte ja schon kleine Erfolge feiern können. Natürlich war es harte Arbeit, aber je mehr ich arbeitete und Dinge anpackte umso selbstbewusster wurde ich. Angst ist nie eine Option gewesen. Auch nicht als ich Diana Vreeland und ihren Models, darunter auch Loulou de La Falaise, begegnete. Ich stellte mir immer die Frage: Was wäre wenn? Und das waren meine Türen. Die eine öffnete sich, wenn sich die andere schloss.

Gibt es etwas, dass Sie bereuen?
Sicher nicht viel, nur, dass ich bei der Krankheit meiner Tochter nicht früh genug gehandelt habe. Sie hatte, wie sich herausstellte, Probleme, die man hätte besser bewältigen können, wären sie früher erkannt worden.

Familie ist ein wichtiger Punkt bei Ihnen. Wie klappte das als Ehefrau, Mutter und Geschäftsfrau?
Wie Sie ja sicher wissen, klappte es nicht. Ich habe den Job behalten, aber den Ehemann nicht. Das war vorläufig das Erfolgsrezept.

Inzwischen sind Sie wieder verheiratet. Bary Diller ist nicht nur ihr Mann, sondern Sie haben auch viel zusammen in Angriff genommen.
Das stimmt. Wir sind inzwischen schon sehr lange verheiratet. Wir leben nicht nur zusammen, sondern arbeiten auch an gemeinsamen Projekten wie zum Beispiel der Erhaltung des Meat-Packer-Districts, wo auch unsere Büros und die Ateliers mehr oder weniger schon seit Beginn liegen.

Der große Erfolg stellte sich schließlich mit Ihrer Ikone – dem Wickelkleid oder auch the Wrap – ein. Was war die Idee dahinter?
Ich wollte nicht unbedingt eine Designerin werden. Meine große Liebe waren ja immer schon Bücher. Mein Ziel war es allerdings immer, finanziell unabhängig zu sein. Also begann ich zu arbeiten. Das Wickelkleid entstand eher zufällig. Was ich allerdings mit meinen Entwürfen den Frauen geben wollte, ist das Selbstvertrauen, das ich selbst über die Jahre gewonnen hatte. Und meine Kleider sollten sexy, einfach und schmeichelhaft sein.

Wie ist die Frau, die Ihre Kleider trägt?
Ich sehe mich als die gute Freundin, die im Kleiderschrank wohnt. Meine Entwürfe sollen unkompliziert sein und die Stimmung der Trägerin wiedergeben. Die DVF-Frau gibt es nicht. Ich liebe es, wie meine Kreationen durch verschiedene Altersklassen getragen werden.

Was ist Ihr Rat an all die jungen Frauen da draußen, für die Sie ein Vorbild sind?
Seid ehrlich zu euch selbst und habt keine Angst Neues zu wagen. Die einzigen Dinge im Leben, die man bereut, sind die Dinge, die man nicht getan hat. Jede Tür und jede Entscheidung im Leben hat seinen Grund. Man muss nur mutig voran gehen. Hätte ich damals Angelo Ferretti nicht getroffen und hart für ihn gearbeitet, wäre ich heute vielleicht nicht hier.

Eine letzte Frage noch: Sie waren nun schon öfter in Berlin. Was war Ihre liebste Erinnerung an die Stadt?
Der wohl einprägsame Moment war, als die Berliner Mauer geöffnet wurde. Überall in der Stadt hörte man die Leute mit Hammer und Meißel an der Mauer klopfen. Das war unglaublich überwältigend. Diese Leute, die viele Jahre für ihre Freiheit und Unabhängigkeit gekämpft hatten.



DIANE VON FÜRSTENBERG BEI IHRER BUCHPRÄSENTATION IN DER AUTORENBUCHHANDLUNG BERLIN:



16.11.2015