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Kolumne: Spiegelverkehrt

Mode ist mehr als nur eine Hülle, sie geht unter die Haut. flair Fashion-Director Ingrid Geringer erzählt von ihren ganz persönlichen Fashion-Moments. Ihr Thema in der April-Ausgabe: "Spiegelverkehrt"

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flair-Fashion-Director Ingrid Geringer / Foto: Tina Herzl

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Unsympathisch fand ich diesen Spiegel im Märchen von Schneewittchen schon immer. Und jetzt weiß ich auch, warum. Man könnte behaupten, es ist die alte Königin, die da durch den Spiegel spricht, aber ohne diesen wäre sie gar nicht in der Lage, das bekannteste aller Märchenzitate von sich zu geben.

Stellen Sie sich einmal die Geschichte ohne Spiegel vor. Sie würde nicht funktionieren. Ich spreche in Rätseln? Dann kläre ich Sie jetzt auf!
Ich war kürzlich zu einer Gala geladen, ein langes, elegantes Abendkleid war angesagt und alles, was dazugehört. Ich war schon einmal auf dieser Gala, neun Jahre zuvor. Damals trug ich ein langes, tiefschwarzes Elie-Saab-Kleid aus Samt.

Über die Schultern des eng anliegenden Kleides fließt wie ein schwarzer, matt schimmernder Strom der Stoff bis hin zum Boden. Märchenhaft schön! Ich trug das sündhaft teure Kleid nur dieses eine einzige Mal.

Ob aus nostalgischen, finanziellen oder romantischen Gefühlen: Jetzt wollte ich es noch einmal tragen. Ein paar Tage schlich ich um das gute Stück herum. Denn ein wenig fürchtete ich mich davor, nicht mehr hineinzupassen – schließlich waren neun Jahre vergangen. Irgendwann schlüpfte ich dann doch hinein, und ...

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22.03.2016