Vintage-Ikone Clara Racz gibt Style-Ratschläge

Aus alt mach neu – Nachhaltigkeit gewinnt in der schnelllebigen Modebranche zunehmend an Wichtigkeit. Vintage kaufen ist nicht nur eine tolle Methode die Konsum- und Wegwerfgesellschaft zu entschleunigen, die Kleidungsstücke, aus meist hochwertigen Materialien und von hoher Fertigungsqualität, bieten ihren Trägern außerdem einen individuellen Stil.

All das weiß auch das Model Clara Racz zu schätzen. Die Wahl-Mailänderin ist für ihre einzigartigen Vintage-Styles weltweit bekannt und wurde mittlerweile von zahlreichen Streetsytle-Fotografen abgelichtet. In flair gibt sie Tipps wie Sie Vintage-Mode richtig stylen und worauf es beim Kauf ankommt...

Clara, Sie werden weltweit für Ihren außergewöhnlichen Style gefeiert. Als Stilvorbild folgen Ihnen die Fotografen mittlerweile auf Schritt und Tritt – wie hat das begonnen und wo kommt deine Liebe zum Vintage her?
Zu Schulzeiten gab es schlichtweg keine Orte, an denen ich groß shoppen gehen konnte. Wenn ich Kleidung gekauft habe, dann in dem Vintage-Store von nebenan. Ich habe mir einen Spaß daraus gemacht individuelle und einzigartige Outfits zu kreieren. Das hat sich bis heute nicht geändert. Hinzu kommt ein nostalgischer Aspekt: Als ich klein war, habe ich viel Zeit mit meiner Großmutter verbracht. Ich war ständig von alten Möbelstücken, Kleidung von gestern und diesem ganz speziellen Duft umgeben. Wenn ich heute einen Vintage-Shop betrete, habe ich das Gefühl eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen.

Was macht Vintage-Kleidung im Gegensatz zu Neugekauftem für Sie so besonders?
Vintage-Kleidung bringt eine Qualität mit sich, die man heute nur noch selten findet. Und wenn, so sind die Teile meist nicht bezahlbar. Damals wurde in die Fertigung der Kleidung mehr Zeit investiert, Achtung auf kleine Details gelegt und mit der Absicht auf Langlebigkeit produziert – das weiß ich sehr zu schätzen und es macht jedes Teil zu einem ganz besonderen Schatz.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben und wonach richtet er sich?
Meine Outfits sind sehr stimmungsabhängig. Mal bevorzuge ich es boyish, dann wiederum sehr schick, mal rockig, dann wieder romantisch. Ich möchte mich nicht auf einen Stil festlegen, dafür experimentiere ich zu gerne. Egal wie, ich lasse mich stets gerne von Jane Birkin oder Caroline de Maigret inspirieren. Beide sehen stets so mühelos elegant aus.

„Trage Vintage niemals von Kopf bis Fuß“ – was halten Sie von dieser Moderegel und haben Sie eigene, die sie bei Ihren täglichen Kombinationen befolgen?
Prinzipiell mische ich gerne Vintage mit neuen Teilen. Nicht irgendeiner Regel wegen, sondern weil es das Outfit, meiner Meinung nach, interessanter und einfacher zu stylen macht. Es gab aber auch schon Tage, an denen ich von Kopf bis Fuß Vintage getragen habe, ein No-go ist das für mich definitiv nicht. Hauptsache man fühlt sich wohl!

„Wohl fühlen“ – Viele finden es sehr schwierig ein gut sitzendes Vintage-Teil zu finden und dieses dann gekonnt zu kombinieren.
Man muss geduldig sein. Häufig stöbere ich immer und immer wieder in den gleichen Stores oder auf den gleichen Märkten bis ich etwas passendes gefunden habe. Auch der Besuch von Garagen-Verkäufen oder Charity-Shops lohnt sich. Der Blick und ein gewisses Gespür welche Schnitte der eigenen Körperform stehen sollte vorhanden sein – aber das kommt mit der Zeit von ganz allein. Ich persönlich liebe Kleidung aus den 70ern, weniger die aus den 80ern. Dabei muss Vintage nicht immer super ausgefallen und extravagant sein. Es darf auch gerne eine schlichtes Tuch sein – einfach ausprobieren!

Den typisch muffigen Geruch von Vintage-Kleidung kennt jeder. Wie behandelnden Sie Ihre gekauften Schätze?
Von stark riechender Kleidung würde ich eher abraten. Generell verfliegt der Geruch jedoch mit der ersten Wäsche. Stücke aus besonders empfindlichen Stoffen gebe ich in die Reinigung oder wasche sie per Hand. Im Prinzip unterscheidet sich die Pflege von Vintage-Stücken nicht groß von der herkömmlichen Waschroutine.