kultur

Diry Sexy Money - das Essay von KONRAD PAUL LIESSMANN

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Geld bewegt die Welt – nicht nur in Zeiten der Finanzkrise. Was Geld eigentlich so begehrenswert und was es so schmutzig macht, erklärt uns der bekannte Philosoph Konrad Paul Liessmann in seinem scharfsinnigen Essay ...

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Was begehrt jemand, der nichts als Geld begehrt? Sich diese Frage zu stellen, mag merkwürdig klingen in einer Welt, in der das Geld, sein Besitz und das Streben danach nicht nur längst zu einer Selbstverständlichkeit, sondern auch zum einzigen Begehren geworden sind, das keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung mehr bedarf. Alle anderen Wünsche des Menschen – nach Lust oder Glück, nach Besitz oder Schönheit, nach Macht oder Anerkennung – stoßen an Grenzen, geraten schnell in Bereiche, in denen sie fraglich werden oder zumindest gerecht fertigt werden müssen, vor allem sind sie nicht unendlich steiger bar. Nicht so beim Begehren nach Geld. Es kennt prinzipiell keine Obergrenze. Niemand wüsste zu sagen, wann jemand genug Geld hat, zumal das Geld immer ver spricht, bei richtiger Verwendung mehr werden zu können – und diese Dynamik ist unabhängig von den Geldmengen, über die jemand verfügt. Hier von Gier zu sprechen, geht an der Sache vorbei. Jede Gier, wie zügellos und rücksichtslos sie auch immer erscheint, kommt an ihr Ende, endet irgendwann in Überdruss oder Lethargie, in Erschöpfung oder Befriedigung.

Ganz anders beim Geld. Es ist das Wesen des Geldes selbst, das seine Besitzer dazu zwingt, nach Mitteln und Wegen zu suchen, dass aus Geld mehr Geld wird. Nicht alle dieser Mittel und Wege sind auf Dauer erfolgreich, und die Spekulations-Blasen, die in den letzten Jahren geplatzt sind, zeigen, dass auch an den Börsen die Bäume nicht in den Himmel wachsen; aber niemand käme auf die Idee, den Menschen die Möglichkeit zu nehmen, Geld einzusetzen, um Geld zu verdienen.

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17.12.2013