Ein neues Hotel in einem Kran, ein anderes in einem ehemaligen Zugdepot – dazu ein Bürogebäude von Rem Koolhaas, das an einen Flugzeughangar erinnert: In Amsterdam ist das Ungewöhnliche an der Tagesordnung.
Text: Lucia Halmova
BOUTIQUE-HOTEL:
FARALDA NDSM CRANE HOTEL
Perfekte Wahl für eine extravagante Nacht: Das Faralda NDSM Crane Hotel ist im Kran einer aufgelassenen Bootswerft untergebracht und sorgt für atemberaubende Panoramablicke mit industriellem Touch. Das Interior-Design setzt ganz auf die Leitfarbe Rot. Bloß drei Apartments (jedes ausgestattet mit Hightech- Armaturen von Grohe) finden sich in diesem ungewöhnlichen Hotel, jedes davon ist einzigartig. So kombiniert „Mystique“ orientalische Motive mit Luxus. Das Apartment „Secret“ setzt auf die Frische lebhafter Farben, während „Free Spirit“ vom zeitgenössischen Ansatz der industriellen Retromode zeugt.
SPEZIALTIPP: Vielleicht ist das der ultimative Outdoor-Jacuzzi Europas: Man badet in 50 Metern Ho?he.
ADRESSE: NDSM-Plein 78
ARCHITEKTUR: Edwin Kornmann Rudi (Projektentwicklung & Konzept), IAA Architecten?DESIGN Edward van Vliet, Heidi Much
INTERIOR: Villeroy & Boch, Grohe, Vitra
www.faralda.com
BAR: KEVIN BACON
Diese gemütliche Bar verströmt den entspannten Rhythmus des Amsterdamer Lifestyle-Pulses. Sie ist ein Teil eines Hotels mit dem ungewöhnlichen Namen "Hotel not hotel". Gestaltet wurde es von jungen Absolventen der Eindhovener Design-Akademie, als eine Art großes Wohnzimmer mit hohen Räumen, wobei jedes einzelne Hotelzimmer seine ganz besondere Geschichte erzählt. So verwundert es kaum, dass die, nach dem US-Schauspieler benannte Bar, keinesfalls unter der Kategorie "eine weitere Hotelbar" abgelegt werden kann. Sie ist Teil des öffentlichen Lebens, und wird von ganz normalen Passanten frequentiert, die sich hier auf einen Kaffee, das gemeinsame Frühstück oder zu einem Drink treffen.
SPEZIALTIPP: Eines der individuell gestalteten Hotelzimmer erinnert an einen Straßenbahnwaggon, ein anderes an ein klassisches spanisches Zimmer. Gemeinsam ist ihnen das hohe Maß an Komfort.
ADRESSE: Witte de Withstraat 38, 1057 XZ Amsterdam, ARCHITEKTUR/DESIGN: Collaboration O, (www.Collaboration-o.nl)
INTERIOR: Woodustry, Vitra, Maßanfertigungen
www.hotelnothotel.com/kevin-bacon?
BOUTIQUE-HOTEL: DE HALLEN
Der Umbau eines ehemaligen Zugdepots in ein ultramodernes Hotel zählt wohl zu den spektakuläreren Projekten der Amsterdamer Beherbergungsbranche. Nun verweisen üppige Blumenpracht, ein Mix aus skandinavischen Vintage- und modernen Mo?beln sowie interessante Kunstobjekte auf den gefühlvollen Umgang mit dem industriellen Erbe der Location Oud-West. Abgesehen von den insgesamt 55 Gästezimmern weist das Industriehotel eine fantastische Lobby, Konferenzräume, eine Terrasse sowie angeschlossene Restaurants auf.
SPEZIALTIPP: Hotelgäste haben freien Zutritt zur angrenzenden Bibliothek. Ein Kino, Boutiquen und ein Lebensmittelmarkt sind nur wenige Schritte entfernt.
ADRESSE: Bellamyplein 47, Oud-West
ARCHITEKTUR & DESIGN :André van Stigt, Marco van Veldhuizen, Arjen van den Hof, www.burovanstigt.nl
INTERIOR: Tom Dixon, Vitra, Vanouds
www.hoteldehallen.com
FLAGSHIP-STORE: DAVIDOFF
Ende April eröffnete vis-à-vis vom Stedelijk Museum der neue Flagship-Store der legendären, 1911 gegründeten Zigarrenmarke. Der Davidoff-Store bezieht sich dabei nur ansatzweise auf sein weltweites Design-Konzept, für den Benelux-Raum wurde eine eigene Handschrift entwickelt. Da wäre die offene Glasfassade, die vorbeieilenden Passanten gute Einblicke in den 50 Quadratmeter großen Store ermöglicht. Hochwertige Hölzer und die an Zigarren angelehnten Naturtöne dominieren. Mehr Karibikflair findet sich in der Lounge-Galerie im Obergeschoss: Hier werden Arbeiten des dominikanischen Künstlers Engel Leonardo gezeigt.
SPEZIALTIPP: Im Lauf des Sommers erhält der Store eine zusätzliche Terrasse – ideal für eine entspannte Outdoor- Zigarre.
ADRESSE: Van Baerlestraat 84
DESIGN: Davidoff
INTERIOR: Walter Knoll, Arno, Pietro Russo, Rubn, Modular
Bild: Gregoire Vielle (Davidoff)
www.davidoff.com
SHOP: HANGOVER INFORMATION CENTER
Inmitten des berüchtigten Amsterdamer Red Light District wirkt dieser Laden wie ein Fremdkörper: Das hat wohl mit dem Angebot aus Vitamindrinks und Mineralwasser zu tun. Ziemlich clean fällt auch das Interior-Design aus: Es erinnert an ein Labor und rückt einen neun Meter langen Polycarbonat-Tresen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aufgrund der niedrigen Decke entschlossen sich die Inneneinrichter, ihn als einzige Lichtquelle heranzuziehen. Nun illuminieren 29 eingebaute LED-Röhren diverse Flaschen in kühlem Blau.
SPEZIALTIPP: Der Name sagt eigentlich alles: Im HIC gibt es alle Mittel gegen einen Hangover.
ADRESSE: St. Annendwars- straat 3
ARCHITEKTUR & DESIGN Max Cohen de Lara, David Mulder, XML, www.x-m-l.org
www.hangover-information.com
SPA: GUERLAIN SPA
Das im neuen Waldorf Astoria untergebrachte Guerlain Spa ist das erste innerhalb der Benelux-Staaten und befindet sich auf der Gartenebene eines historischen Amsterdamer Bürgerhauses. Das luxuriöse Interior-Design resultiert aus einer Koproduktion von Waldorf Astoria Amsterdam und dem britischen Architekturbüro GA Design International. Es bezieht sich explizit auf die spannenden Übergänge zwischen der historischen Bausubstanz und den angrenzenden Bereichen.
SPEZIALTIPP: Nur hier kann man die eigens entwickelte „Fusion Experience“-Therapie kennenlernen – eine Ganzkörpermassage, bei der heiße Öle mit eiskalten Luftbläschen kombiniert werden.
ADRESSE: Herengracht 542– 556
ARCHITEKTUR & DESIGN: GA Design International,
www.thega-group.com/ design
INTERIOR: Maßanfertigungen
www.waldorfastoria.com/amsterdam
GO & SEE: PHILIPS WING RIJKSMUSEUM
Das vor nicht allzu langer Zeit neu eröffnete Rijksmuseum umfasst auch den durch die spanischen Architekten Cruz y Ortiz überarbeiteten Philips-Flügel. Die historische Vorlage dieser Erweiterung stammt von den niederländischen Architekten Pierre und Joseph Cuypers. Ebenfalls aus dem Jahr 1890
ist das „Fragment Building“, ein ehemaliger Bestandteil des Museumsgartens. Keineswegs übersehen sollte man die Dauerinstallation „Shylight“ des niederländischen Studio Drift – aus Seide bestehende Lichtobjekte, die im Raum zu schweben scheinen und sich wie Blüten öffnen und schließen.
SPEZIALTIPP: Das von Paul Linse gestaltete Museumsrestaurant RIJKS bietet feinste niederländische Küche.
ADRESSE: Museumstraat 1
ARCHITEKTUR: Pierre und Joseph Cuypers (Originalbau), Cruz y Ortiz Arquitectos, www.cruzyortiz.com (Rekonstruktion)
www.rijksmuseum.nl
OFFICE-ARCHITEKTUR: G-STAR RAW HQ
Die Zusammenlegung der einzelnen Abteilungen der niederländischen Brand G-Star RAW galt schon seit Längerem als beschlossene Sache. Mit Rem Koolhaas’ weltberu?hmtem Büro OMA – es steht für eine raue, ungefilterte Herangehensweise – konnte der perfekte Partner zur Umsetzung gefunden werden. Gebaut wurde in einer industriell geprägten Zone nahe dem Flughafen Schiphol und noch näher an der 140 Meter weit entfernten Autobahn. Mit Letzterer verbindet sich ein wohl kalkulierter Werbeeffekt – das Headquarter kann auch von Schnellfahrern kaum übersehen werden. Die an einen Flugzeughangar angelehnte Architektur setzt auf kontrastierende Materialien. Während die Kreativabteilung hinter einer gläsernen Fassade sichtbar wird, verbergen sich andere personelle Einheiten hinter schwarzem Beton.
SPEZIALTIPP: Eine Bühne vor dem Gebäude dient zur Abhaltung von Workshops, aber auch für Modenschauen
ADRESSE: Joan Muyskenweg 39
ARCHITEKTUR & DESIGN: Reinier de Graaf, Ellen van Loon, Rem Koolhaas, www.oma.eu
INTERIOR: u.a. Vitra
www.g-star.com
RESTAURANT: I-DOCK
Lokale Bierspezialitäten und die flämische Küche zählen zu den Reizen jedes Amsterdam-Besuchs. Seit Kurzem wird die A’damer Gastroszene durch das nahe der Haarlemmerdijk-Station gelegene Restaurant I-Dock verstärkt. Modernes Design war hier eine Selbstverständlichkeit. Entgegen der ursprünglichen Planung und auf hartnäckiges Betreiben der Designer weist das I-Dock nun auch eine offene Schauküche auf, die Gourmets und Chefs auf Tuchfühlung bringt.
SPEZIALTIPP: Gemütliche Ecken ergänzen das offene Konzept – etwa am kurvigen Bartresen oder an der Außenterrasse neben der offenen Wasserfläche. Letztere verströmt Party- und Discolounge-Feeling.
ADRESSE: IJdok 4
ARCHITEKTUR & DESIGN: Bakers Architecten, www.bakersarchitecten.nl
INTERIOR: Allermuir, Studio deberenn, Foscarini
www.idockrestaurant.nl
CORPORATE HOTEL: WALDORF ASTORIA
Gleich sechs (!) Stadthäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert verbinden sich im Amsterdamer UNESCO-Weltkulturerbe-Viertel zur neuen Hotel-Location der berühmten Waldorf-Astoria-Kette. Mit der Umsetzung dieser reizvollen Aufgabe wurden Spezialisten aus London beauftragt, die hier auf Nummer sicher gingen und auf einen zeitlosen Stil setzten. Ungeachtet des großen Respekts für das geschichtsträchtige Umfeld woben sie aber auch zeitgeno?ssische Elemente mit ein. So tauchen etwa Ockertöne auf, die dem Werk Vermeers entnommen wurden. Ähnlich vertraut sind wohl die feinen Bettleinen sowie die weichen Texturen ausgewählter Stoffe. Wie gemalt wirken ebenso die Ausblicke auf angrenzende Kanäle auf kleine, gepflegte Stadtgärtchen.
SPEZIALTIPP: Das Hotel sorgt für Faumenfreuden. Es unterhält ein mit gleich zwei Michelin-Sternen ausgezeichnetes Restaurant. Berühmt für Sandwiches ist auch die Peaock Alley.
ADRESSE: Herengracht 542-556
ARCHITEKTUR & DESIGN: GA Design International,
www.thega-group.com/design
INTERIOR: Maßanfertigungen
www.waldorfastoria3.hilton.com
AMSTERDAM: TOP DESIGN-ADRESSEN
DESIGN POST
Cruquiusweg 111-P
www.designpostamsterdam.nl
Auf einer Gesamtfläche von 1.500 Quadratmetern trifft man auf Design-Möbel, Teppiche und Textilien von führenden Interieur-Marken.
THE LOFT
Singel 512
www.entertheloft. com
Ein Showroom in einem Loft mit Möbeln, Kunst und Accessoires.
WONDERWOOD
Rusland 3
www.wonderwood.nl
Shop und Galerie. Hier kann man die Welt des Holzes im Zusammenhang mit Design, Möbeln und Kunst entdecken.
